*Dieser Artikel kann Spuren von Satire und/oder nicht ganz ernst gemeinten Aussagen enthalten.
Sie ist die unumstrittene Nummer eins am Rhein, was die Größe und das Alter angeht und sie hat für alle etwas zu bieten: Strandliebhaber, Partygänger, Genießer guter Küche, Wanderer, Golfer, Wassersportler, Kulturliebhaber, Fashionistxs, Naturfreunde – die Liste der Köllefornia-Fans ist endlos. Flanieren an der Marina, sonnen an herrlichen Stränden, aufregendes Nachtleben genießen, kulturelle und historische Highlights entdecken, oder idyllische Naturlandschaften durchwandern. Das entspannte Lebensgefühl der Köllefornier:innen ist, ebenso wie ihre Offenheit und die Gastfreundschaft weit bekannt. Willkommen in der Stadt, die alle lieben. Willkommen in Köllefornia.
In knapp einer Stunde Flugzeit ist das Sommerparadies am Rhein von München, Hamburg und Berlin zu erreichen. Mit der Bahn geht es von Stuttgart in etwas mehr, als zwei Stunden, von Frankfurt sogar in nur einer Stunde in die Rheinmetropole.
Ihr Reiseziel im Überblick:
Flughafen: Köllefornia / La Buena (CGN) Flugzeit: ca. 1 Stunde Zeitverschiebung: keine
Das Klima
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Alle Angaben sind Durchschnittswerte. Alle Angaben ohne Gewähr.
Das Klima an ihrem Urlaubsort ist sehr angenehm. Die Bucht von Köllefornia weist ein mediterranes Klima auf. Im Sommer herrscht ein sonniges Wetter, das ab und zu von tropischen Wärmegewittern unterbrochen wird. Die beste Reisezeit für einen Strandurlaub sind also die Monate Juni bis September. Von Oktober bis Mai ist es mild mit relativ häufigen Niederschlägen. Die klimatischen Bedingungen von Köllefornia sind geradezu ideal für die exotische Flora und Fauna. Es finden sich im gesamten Stadtgebiet diverse Palmenarten und vor den Toren sogar Olivenhaine. Vor allem der Alexandersittich, eine grüne Papageienart, ist in Köllefornia heimisch und wird sie als Urlauber mit seinen Rufen verzücken.
Ihre Unterkunft:
Köllefornia bietet Ihnen Übernachtungsmöglichkeiten für jeden Geschmack und jeden Geldbeutel. stadtflimmern zeigt Ihnen eine Auswahl im Laufe der nächsten Woche. Ob Sie die Naturverbundenheit eines Zelturlaubs, oder die Annehmlichkeiten eines Luxushotels präferieren, in Köllefornia kommen Sie auf Ihre Kosten.
Ausflugsmöglichkeiten:
Nicht nur in der Stadt selbst haben Sie unzählige Möglichkeiten die Zeit, die Sie nicht am Strand verbringen, für kulturelle, kulinarische und sportliche Aktivitäten zu nutzen, auch das wundervolle Umland bietet ihnen vielfältige Ausflugsziele, die vor allem Radsportler begeistern werden. Die geografische Beschaffenheit der Region macht es möglich, dass sowohl Anfänger im flachen Westen, als auch fortgeschrittene Radfahrer im hügeligeren Osten genau ihr Trainingsniveau erreichen. Nicht umsonst ist Köllefornia ein bekanntes Radsport-Mekka. Wassersportler kommen ebenfalls nicht zu kurz: Von Wakeboarden und Jetskifahren, über Surfen und Stand-up Paddling, bis hin zu Wasserskifahren, Wildwater-Rafting und sogar Tauchen kann man in der Stadt und ihrem Umland fast ständig auf und am Wasser aktiv sein.
Für diejenigen, die es ein wenig ruhiger angehen lassen möchten, bietet sich ein Bummel durch die kühl-schattigen Gassen der mittelalterlichen Altstadt, oder ein Besuch einer der typischen Bars und Lokale, die leichte bis deftige Gerichte der regionalen Küche anbieten, deren Wurzeln bis in die Römerzeit reichen. Dazu wird gerne das lokale Bier, Kölsch genannt, getrunken, dass sich geradezu ideal dazu eignet, in diesem warmen Klima genossen zu werden. Das hat man mittlerweile auch schon an anderen Teilen der Welt festgestellt: Die Los Angeles Times brachte 2008 einen Artikel über Kölsch als „das perfekte Sommerbier“ heraus. Seitdem boomt der Kölsch-Konsum auch an der amerikanischen Westküste und Restaurants von Santa Monica bis in die Hollywood Hills loben die weichen Zitrusnoten und die Süffigkeit des lokalen Biers. In Florida gibt es seit einigen Jahren mit dem „Poolside Kölsch“ „echtes“ Kölsch auch an der Ostküste. Man schaut eben gerne bei den Besten ab. Buchen Sie sich am besten eine der großartigen kulinarischen Touren und entdecken sie, was die Köllefornier:innen neben dem Wetter und ihrer Stadt glücklich macht.
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In Köln gibt es zur Zeit 205 Stadtbahn-Haltestellen. Davon sind 40 als U-Bahnhöfe unterirdisch angelegt. Anders als in vielen anderen Städten sieht in Köln jede U-Bahn Station anders aus. So kann man sich als Fahrgast nicht nur besser orientieren, sondern auch noch für den Preis eines Tickets auf Entdeckungstour gehen. Für jede Haltestelle wurde ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben. Viele sind sogar von Künstlern gestaltet worden, einige haben einen unmittelbaren Bezug zu ihrer Umgebung, andere birgen Geheimnisse aus einer vergangenen Zeit. stadtflimmern hat sich ein Wochenticket der KVB gekauft, zieht sich den Mund- und Nasenschutz an und nimmt euch in den kommenden zwei Wochen mit in den Untergrund auf eine Reise durch die Kölner U-Bahn Stationen.
Die Geschichte der U-Bahn in Köln
Bereits 1902 gab es in Köln Überlegungen zum Bau einer Untergrundbahn im ehemaligen Wallgraben um die Kölner Neustadt. 1910–12 griff man das Thema durch weitere Überlegungen und Planungen zum Bau einer U-Bahn im Stadtgebiet wieder auf. Aufgrund des Ersten Weltkriegs und seinen Nachwirkungen der Weltwirtschaftskrise wurden diese Pläne aber nicht weiter verfolgt. Stattdessen hatte Köln bis zum Zweiten Weltkrieg ein sehr engmaschiges Straßenbahnnetz. Nachdem die Stadt im Krieg zu 95% zerstört wurde, baute man das Netz aber nicht, bzw. nur sehr unzureichend wieder auf. Zum einen lag das am Wiederaufbauplan, der das Auto als Fortbewegungsmittel der Zukunft sah, zum anderen sah man die vielen engen Straßen der Stadt als nicht geeignet für einen modernen Straßenbahnbetrieb. Die damalige Situation, die nicht vorsah, dass das Land oder der Bund die Städte beim Bau von ÖPNV finanziell unterstützen, trug letztendlich zur Entscheidung bei, einen Mischbetrieb zwischen U- und Straßenbahn einzurichten. Der Name, den auch Düsseldorf, Duisburg, Bonn und Hannover bis heute führen, war Stadtbahn. Dieser setzte sich allerdings in Köln nie durch und so fahren die Kölner schlicht „mit der Bahn“ oder „mit der KVB“. Das Mischsystem war aber im Untergrund nicht wie eine klassische U-Bahn ausgelegt, sondern stellte ein unter die Straße verlegtes Straßenbahnnetz dar. Das erklärt, warum die Abstände zwischen den einzelnen Haltestellen so kurz sind. Der erste unterirdische Stadtbahnabschnitt wurde nach 5 jähriger Bauzeit 1968 mit rund 1,4 Kilometern Länge zwischen den Stationen Appellhofplatz/Zeughaus und Dom/Hauptbahnhof eröffnet. Die Stammstrecke wurde vom Apellhofplatz/Breite Straße unterirdisch über Neumarkt und Poststraße zu den Haltestellen Barbarossaplatz und Severinstraße geführt, wo die Bahnen wieder an die Oberfläche kamen.
Weil die Finanzierung nicht vollständig geklärt war, haben die Planer auf einen Gesamtentwurf des Netzes verzichtet. Stattdessen werden bis heute jeweils dort Tunnel gebaut, wo der Bedarf nach Entlastung der Straßen am größten ist. So wurde, zum Beispiel, zunächst der neu entstandene Stadtteil Chorweiler 1973 mit zwei U-Bahn-Stationen an das Stadtbahnnetz angebunden. Später wurde die Neusser Straße in Nippes untertunnelt, der nördliche Ringbahnabschnitt gebaut und 1976 die erste rechtsrheinische Untergrundstrecke zwischen Höhenberg Frankfurter Straße und Fuldaer Straße eröffnet. Bis 1981 war die gesamte Untertunnelung im rechtsrheinischen Deutz und Kalk abgeschlossen. Im weiteren Verlauf der 1980er Jahre wurde der südliche Ringbahnabschnitt eröffnet und die Venloer Straße zunächst bis zum Gürtel, bis 1992 dann bis nach Bocklemünd untertunnelt. Der Bahnhof Mülheim wurde mit dem Wiener Platz 1997 durch einen Tunnel verbunden, in diesem Zusammenhang wurde auch der Wiener Platz vollständig umgestaltet.
Die Nord-Süd-Stadtbahn
2004 begannen die Arbeiten an der Nord-Süd Stadtbahn. Während der ersten Baustufe wurden zwei eingleisige, parallel verlaufende Tunnelröhren vom Breslauer Platz am Hauptbahnhof quer durch die Alt- und Innenstadt bis zur Marktstraße im Kölner Süden gegraben. Die drei sogenannten Schildvortriebsbagger, die die Tunnelröhren gruben, wurden nach den „dicken Mädchen“ aus einem Lied der Höhner benannt. 2007 wurden diese Bohrarbeiten erfolgreich abgeschlossen. Entlang der Strecke der Nord-Süd-Stadtbahn wurden die sieben unterirdischen Haltestellen Breslauer Platz, Rathaus, Heumarkt, Severinstraße, Kartäuserhof, Chlodwigplatz und Bonner Wall errichtet.
Am 3. März 2009 kam es zum Einsturz des Stadtarchivs: Bei Bauarbeiten am Waidmarkt, wo ein „Gleiswechselbauwerk“ für die Nord-Süd-Stadtbahn entstehen sollte, brachen große Mengen Wasser und Erdreich in die Baugrube ein. In der Folge stürzten das benachbarte Historische Stadtarchiv sowie zwei angrenzende Wohngebäude ein. Zwei Menschen kamen dadurch zu Tode. Zudem wurden große Teile der Archivbestände verschüttet. Dass diese Katastrophe jedoch kein Unfall war, sondern systematischer Pfusch am Bau dahinter steckt, wurde im Laufe der immer noch andauernden Ermittlungen mehrfach deutlich. Bei etlichen Schlitzwänden wurde deutlich weniger Beton verbaut als die Protokolle dies vorgeben. Auch vom Diebstahl von Stahlträgern war die Rede. Letztendlich wurde bis heute nur ein einziger Verantwortlicher auf mittlerer Ebene zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Eine endgültige Ursache für den Einsturz wird man wohl nicht finden. Den finanziellen Schaden wird die Stadt Köln nicht ersetzt bekommen, vom Verlust zweier Menschenleben und dem historischen Verlust einiger nicht mehr zu rettenden Archivalien ganz zu schweigen Dennoch hält man am Weiterbau fest. So hat man die fertiggestellten Haltestellen in der Altstadt durch die Verlängerung der Linie 5 angeschlossen, im Süden hat man die Rheintrasse der Linie 16/17 durch eine unterirdische Abzweigung an den südlichen Tunnelabschnitt angebunden. Wann die beiden Tunnelabschnitte am Waidmarkt zusammengefügt werden können ist momentan unklar. Man geht frühestens von einer Inbetriebnahme der U-Bahn im Jahr 2029, also ein Vierteljahrhundert nach Baubeginn, aus.
Die Zukunft
Da die Stadt Köln sich vom Ideal einer autogerechten Stadt abkehren möchte, wird konsequent ein weiterer Ausbau der Stadtbahn verfolgt. Einige Strecken werden oberirdisch den Süden Kölns und viele rechtsrheinische Stadtteile besser an das bestehende Netz anbinden, im stark verkehrsbelasteten Gebiet innerhalb der Inneren Kanalstraße wird eine weitere Untertunnelung geplant. Der Ost-West Tunnel soll vom Aachener Weiher entlang der Aachener Straße über Neumarkt bis zum Heumarkt laufen und dort an die Nord-Süd Bahn angeschlossen werden. Eine überdimensional wirkende Verteilerebene ist hierfür schon eingerichtet worden.
Auch in Deutz gibt es bereits Haltestellen, die für einen zukünftigen Ausbau der Ringtunnelstrecke vorgesehen sind. Dass diese Geisterbahnhöfe jedoch in naher Zukunft angebunden werden, ist sehr unwahrscheinlich.
Von der ältesten U-Bahnstation bis hin zur Neuesten. Von der Nüchternsten bis hin zur Buntesten. stadtflimmern entdeckt mit euch den Kölner Untergrund.
Spendenmöglichkeit für das DOKK (Atombunker Kalk-Post)
Die Dokumentationsstätte Kalter Krieg ist ein Verein, der die Kölner Geschichte bewahrt und vermittelt. Alle Mitglieder arbeiten ehrenamtlich. Damit niemand aus finanziellen Gründen ausgeschlossen wird, sind alle Führungen kostenlos. stadtflimmern möchte euch auf die Möglichkeit hinweisen, den Verein mit einer Spende zu unterstützen. Alle Informationen findet ihr auf der Homepage
Dass die Kölner:innen eine lange Tradition in Sachen Marketing haben und in diesem Zusammenhang entweder ihre eigenen Waren gut verkauften, oder die Erfindungen anderer weiterentwickelten und zu großen Marken ausbauten, zeigte sich schon kurz nach der Gründung der römischen Stadt. Im Römischen Reich waren Glaswaren aus der C.C.A.A., einem Zentrum der Glaskunst in der Antike, sehr begehrt und ein Garant für Qualität. Bis heute beherbergt das Römisch-Germanische Museum die größte Sammlung römischer Glaswaren weltweit. Die meisten Ausstellungsstücke sind Funde aus Köln selbst.
1164 kam mit den Gebeinen der Heiligen Drei Könige dann die Basis der heutigen „Marke Köln“ in die Stadt. Drei Kronen zieren bis heute das Wappen der Stadt. Rainald von Dassel brachte die Knochen aus Mailand nach Köln. In Mailand eher im Schatten der Kreuzigungsnägel Jesu stehend, machten die Kölner:innen die Königs-Gebeine europaweit bekannt. Die erfolgreiche Vermarktung von Rinder-, Hühner und anderen Knochen als „echte Reliquien“ der „Weisen aus dem Morgenland“ an die tausenden Pilger:innen, die die Stadt besuchten, machte die Kölner:innen in der Folge sehr wohlhabend. Dass die Kirche den Handel mit angeblichen Reliquien verbot, interessierte nicht so wirklich. Man fand Mittel und Wege.
Hanse und Stapelrecht machten Köln zur internationalen Handelsstadt.
Im Jahr 1259 führte das Stapelrecht zu einer weiteren Steigerung des Kölner Reichtums und der Macht der Stadt. Auch hier waren die Kölner:innen nicht die Erfinder – die Braunschweiger führten das Recht bereits knapp zehn Jahre zuvor ein – aber die Kölner:innen entwickelten es weiter und ergänzten es: „Keiner der Kaufleute aus Ungarn, Böhmen, Polen, Bayern, Schwaben, Sachsen, Thüringen, Hessen und jedem möglichen anderen östlichen Gebieten, der mit irgendwelchen Waren an den Rhein kommt“, dürfe über Köln hinaus weiterziehen, zudem ist festgelegt, dass „kein Flame oder Brabanter oder irgendein anderer von jenseits der Maas oder anderer rheinabwärts gelegener Gebiete, gemäß der alten und mit Recht zu befolgenden Gewohnheit, Handel zu treiben, weiter als nach Köln vordringt.“ Stattdessen müssen die fremden Kaufleute in Köln halt machen, ihre Waren ausladen, „stapeln“ – und drei Tage lang den Kölnern zum Verkauf anbieten; unter die Regelung fallen auch alle Güter, die auf dem Landweg nach Köln gebracht werden. Erst nach Ablauf dieser Frist darf das nicht verkaufte Handelsgut wieder verladen werden, allerdings auf andere Schiffe. Allein das Umladen der Waren bot zahlreichen Kölnern Arbeit im Hafen. Bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts wurde ein fest umrissenes Warensortiment als stapelpflichtig festgelegt, etwa das Ventgut – also „feuchte“ Güter wie Fisch, Speck, Öl, Wein und Käse – sowie lebendes Vieh, Baumaterialien, Eisen, Blei oder Stahl Vom Stapelrecht profitierte fortan vor allem der Kölner Zwischenhandel, der von nun nicht mehr zu umgehen war – Köln wurde zur Drehscheibe europäischer Warenströme, der Stapel war bis zu seiner Abschaffung im Jahr 1831 die Grundlage der städtischen Wirtschafts- und Finanzkraft.
Das Zollhaus (vorn) und Stapelhaus in der Kölner Altstadt. Foto ca. 1890
Seit dem frühen 14. Jahrhundert war Köln außerdem das südlichste Mitglied der mittelalterlichen Handelsorganisation Hanse. Aus dieser Zeit stammt der andere Teil des Kölner „Markenauftritts“, nämlich die Farben rot und weiß, die Farben der Hanse.
Stapelrecht und Hanse, bzw. die aus ihnen resultierenden hunderte Jahre alten Handelsbeziehungen, sowie Kölns Lage im Zentrum von europäischen Verkehrswegen – zu Land und zu Wasser – führten schließlich auch dazu, dass sich in Köln nicht nur der Handel, sondern auch die Produktion und erste Industrie ansiedelte.
Kölner Marken wurden fast immer von „Immis“ gegründet
Bemerkenswert ist in der gesamten Geschichte der Stadt, dass es häufig Menschen aus anderen Ländern, oder Regionen, also Immis waren, die die Unternehmen gründeten, die später zu bekannten Kölner Marken wurden. Angefangen bei Giovanni-Maria Farina mit seinem Eau de Cologne, über bergische Protestanten, die sich erst in Köln niederlassen durften, nachdem die Stadt französisch wurde, Brüsseler Nonnen, bis hin zum Fernsehsender RTL, der ja schon seinem Namen nach aus Luxemburg kommt. Die Kölner Markenlandschaft ist vielfältig, global und doch steckt in jeder Marke bis heute ein Stück Kölle, ob die Form der Ware nun an die Domspitzen erinnern, wie beim Kölner Zucker, oder ob die Farben des Unternehmenslogos an die Stadtfarben erinnern, wie bei Rewe.
Der zunehmende internationale Wettbewerb und die Konsolidierung verschiedener Unternehmen lassen die Kölner Marken aber auch aus der Stadt verschwinden. Aktuellstes Beispiel ist der Wegzug der Kaufhof-Zentrale. Ob die neue Zentrale in Essen den Konzern retten kann ist fraglich. Zeitgleich tauchen aber auch neue Player auf, die ihre Marke von Köln aus in die Welt tragen. Das faire und nachhaltige Modelabel Armedangels, gegründet 2007, will sogar aus unserer Stadt die Welt retten.
stadtflimmern präsentiert euch in dieser Woche „Made in Kölle – Kölner Marken und ihre Geschichte“
Sie heißen Büdchen, Trinkhalle oder Kiosk, sind Retter in der Not, Treffpunkt im Veedel und Kulturraum in der Stadt. Köln ist mit über 1000 dieser urbanen Biotope Deutschlands Büdchen-Hauptstadt. Grund genug für stadtflimmern, sich in den kommenden Tagen der Kölner Büdchenkultur zu widmen.
Die Geschichte des Kiosks beginnt im islamisch geprägten Kulturraum. Das Wort Kiosk kommt aus dem mittelpersischen „kōšk“ und bedeutete ursprünglich Portikus. Über das türkische Wort „köşk“ für Pavillon, wurde es zum französischen Kiosque, bzw. zum italienischen Chiosco und beschrieb ursprünglich einen Gartenpavillon in Palastanlagen oder Parks.
Auch in Deutschland waren bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts Kioske beliebte Aussichtspunkte in Parks und Schlossanlagen. Teilweise waren die Bauten offen gehalten, von Säulen umgeben und nur mit einem Zeltdacht bedeckt. Elaboriertere Gebäude waren häufiger auch geschlossen und im asiatisch-orientalischen Stil gehalten. Ein Beispiel ist das Chinesische Teehaus in den Gärten von Schloss Sanssouci. Im 19. Jahrhundert verlor man das Interesse an diesen Pavillons. Der Begriff ging auf kleine Verkaufsbuden in Parks und an Straßen über.
Die ersten Kiosques wurden in Paris im 19. Jahrhundert in den großen öffentlichen Parks und später an den Boulevards eröffnet. Hier wurden Blumen, aber vor allem Zeitungen verkauft; daher der Name „Boulevardblatt“. Martin Gropius entwarf 1859 erstmals eine Gebäudeform, die als Vorbild für Zeitungsverkaufsstände auf den Plätzen der deutschen Metropolen wurde. Die ersten Kioske, bzw. Trinkhallen, nach heutigem Verständnis, entstanden in Deutschland in der Zeit der Industrialisierung: Lange Arbeitstage, kaum Freizeit und wenig Perspektive auf Besserung führte vor allem bei männlichen Arbeitnehmern zu einem hohen Konsum von billigem Schnaps und Bier. Leitungswasser zu trinken, sofern überhaupt verfügbar, stellte ein gesundheitliches Risiko dar. Um dem umgreifenden Alkoholismus Einhalt zu gebieten, förderten viele Städte, aber auch Firmen die Errichtung von Trinkhallen, kleinen Verkaufsständen, die Mineralwasser und andere alkoholfreie Getränke zu einem günstigen Preis anboten. Zunächst wurden sie direkt vor den Zechengeländen und Werkstoren aufgestellt, später auch an anderen öffentlichen Plätzen. Im Ruhrgebiet und im Rheinland hat sich das Wort „Trinkhalle“, in Frankfurt der Begriff „Wasserhäuschen“, für einen Kiosk bis heute erhalten, Um einer Mangelernährung vorzubeugen, entstanden parallel auch sogenannte „Milchhäuschen“, die Milch und Milchprodukte anboten. Im Laufe der Zeit erweiterten die Büdchen ihr Angebot immer mehr und bieten mittlerweile fast alles an, was man nach Ladenschluss, oder an Sonn- und Feiertagen brauchen könnte. Die ostdeutsche Spätverkaufsstelle („Späti“) entwickelte sich übrigens Mitte der 1950er Jahre aus einem Laden für Schichtarbeiter, damit diese auch außerhalb der Ladenöffnungszeiten, nach Dienstschluss, ein paar Lebensmittel, oder das Feierabendbier einkaufen konnten.
Büdchen sind in Köln aber häufig viel mehr als „Retter in der Not“, wenn man mal vergessen hat, Toilettenpapier oder Eier zu besorgen: Sie sind Treffpunkte im Veedel, Orte der Kommunikation und sogar Gegenstand von Studien. So hat sich zum Beispiel Marco Hemmerling, Professor an der Fakultät für Architektur der TH Köln, in seinem Buch „Kiosk Parcours“ mit dem Einfluss der Büdchen auf das architektonische Gesicht der Stadt auseinandergesetzt. Er kommt zu dem Schluss, dass obwohl die Büdchen alle verschieden sind und klassischerweise kein erkennbares oder gestalterisches Konzept zu Grunde liegt, dennoch einen leicht wiedererkennbaren Typus in der Stadt bilden. Als Gegenentwurf zu Design und Trend und somit zeitlos. Gleichzeitig passen sich Kioske ihrer räumlichen und sozialen Umgebung auch mit ihrem Angebot optimal an. So findet man zum Beispiel in der Südstadt einen Kiosk, der einen eigenen Haussekt in Kooperation mit einem bekannten Weinladen vertreibt, während man am und um den Brüsseler Platz Büdchen sieht, die sich vor allem durch eine große und schnell wechselnde Auswahl an „Trendgetränken“ von klassischen Kiosken absetzen.
Auch der Ethnologe Prof. Dr. Erwin Orywal hat sich Gedanken zu den Kölner Büdchen gemacht und sieht die Einraum-Läden vor allem als „lokale Zeitung der Nachbarschaft“ und stellt das Vertrauensverhältnis der Kunden zum/zur Büdchenbesitzer*in heraus. Man vertraut ihr/ihm den Wohnungsschlüssel an, lässt Päckchen dort hinterlegen, trinkt morgens einen Kaffee und Abends ein Kölsch, trifft Nachbarn aus dem Veedel und tauscht den neuesten „Klaaf“ aus. Das Büdchen vereint auch soziale Schichten, denn am Büdchen sind alle gleich.
Kioske in verschiedenen Städten (Paris, Tokio, Buenos Aires)
Wie sehr sich die Kölner mit „ihrem“ Büdchen verbunden fühlen, sieht man dann, wenn eine Schließung bevorsteht. Mehrfach wurde ein Kiosk in Köln von Anwohner*innen-Initiativen vor dem Aus gerettet. Die berühmtesten Beispiele sind wohl das „Nikolaus-Büdchen“ in Sülz und „Brigittes Büdchen“ in der Südstadt. Gerade in jüngerer Vergangenheit liest man allerdings immer wieder vom Büdchensterben. Die langen Öffnungszeiten der Supermärkte machen vielen Kioskbetreiber*innen ebenso zu schaffen, wie Tankstellen-Shops und geöffnete Bäckereien an Sonntagen. Die Betreiber*innen versuchen jetzt mit Zusatzangeboten, wie Paketshops oder integrierten Postfilialen den Kundenstrom zu erhöhen. Laut IHK hält sich übrigens seit Jahren in Köln die Waage zwischen Gewerbeab- und Neuanmeldungen für Kioske. Oftmals sind es die neueren Büdchen, die versuchen, ihr Angebot anders aufzustellen, als man es von einem Kiosk erwarten würde. So versucht ein Kiosk in Sülz durch ein erweitertes Angebot an Mallorquinischer Keramik das Mittelmeer ein Stück näher zu bringen, während sich ein anderer Kiosk in Braunsfeld hochwertigen Backwaren, veganen Eissorten und Bio-Ingwershots eher einem gastronomisch anspruchsvollen Publikum zuwendet. Ein weiterer Trend, weg vom klassischen Büdchen, hin zum diversifizierten Veedelsshop, ist auch bei der Einrichtung der neuen Kioske zu beobachten. Man soll sich nicht nur wohl fühlen, sondern auch zum Verweilen eingeladen werden.
Um einen Kiosk in Köln zu eröffnen, muss man grundsätzlich nur einen Gewerbeschein beantragen. Je nach Angebotsspektrum benötigt man zusätzlich eine Alkoholausschank-Lizenz, teilweise sogar eine Gastgewerbe-Lizenz. Bietet man zusätzlich auch noch zubereitete Lebensmittel an, ist der Nachweis eines Gesundheitszeugnisses zwingend. Diese relativ unbürokratischen Verfahren sind auch der Hintergrund, dass viele Büdchen von Migrant*innen eröffnet werden. Viele sehen das Betreiben eines Kiosks als einzige Möglichkeit, sich selbständig zu machen, ohne in die Mühlen deutscher Bürokratie um die Anerkennung ihrer eigentlichen Ausbildungsberufe zu gelangen.
Peripteros in Athen (Bild: Alexialia, wikipedia)
Kiosk in Kopenhagen
Kiosk in São Paulo (Foto: Eric Wienke, flickr)
Während der Berliner Senat übrigens vor nicht allzu langer Zeit die Bewohner mit einer Debatte um das Ladenschlussgesetz bei Spätis gegen sich aufbrachte, beschäftigte sich das Hannoveraner Historische Museum 2017 mit der Kioskkultur und das Ruhrgebiet widmete der Trinkhalle 2018 gleich einen ganzen Tag. Selbst in München, bisher eher bekannt für die völlige Absenz jeglicher büdchenähnlicher Einrichtungen, erlebt – ausgelöst durch den starken Zuzug von Menschen aus anderen Teilen Deutschlands – gerade ein zaghaftes Erwachen einer Trinkhallenkultur.
Aber ob Büdchen, Trinkhalle oder Kiosk: Fakt ist, dass in Köln diese Einrichtung zur Kultur der Stadt gehört, wie Dom und Rhein. Nicht umsonst gibt es in Köln sogar mit dem Büdchen-Hopping eine eigene Ausgehform rund um die Kioske und touristische Führungen zu den schönsten, charakteristischsten oder berühmtesten Büdchen werden angeboten. Sogar frisch verheiratete Paare gehen nach dem „Ja-Wort“ manchmal lieber mit der Hochzeitsgesellschaft zu einem Büdchen und trinken ein Kölsch aus der Flasche, statt mit Sekt aus Plastikgläsern auf dem Rathausplatz anzustoßen. Zu guter Letzt besingen die Bläck Föös sogar in gleich zwei ihrer Songs einen Kiosk: Die „Kaffeebud“ und das „Bickendorfer Büdchen“. Letzteres gibt es übrigens gar nicht. Also: Support Your Local Büdchen und unterstützt die Kölsche Kultur indem ihr euch einfach mal wieder ein Wegkölsch, oder ein gemischtes Tütchen für 1,50 holt.
Mehr Informationen zu den kölschen Büdchen gibt es hier:
Köln in der Nacht vom 30. auf den 31. Mai 1942. In der sogenannten „Operation Millennium“ flog die Royal Air Force mit über 1000 Bombern einen Luftangriff auf Köln, der das Gesicht der Stadt für immer verändern sollte. Am Ende der Nacht, die den Himmel über Köln in Brand setzte, waren 95% der Altstadt und 70% der gesamten Stadtfläche Kölns zerstört. Zahlreiche historische Gebäude und Schätze aus über 2000 Jahren Stadtgeschichte waren unwiederbringlich verloren. Dieser schlimmste Angriff in der Geschichte Kölns jährt sich am kommenden Sonntag zum 78. Mal. Es sollte aber nicht der Letzte sein. 262 Luftangriffe wurden bis zur Befreiung durch die Amerikaner, im März 1945, auf Köln geflogen. Mehr als auf jede andere deutsche Stadt. Sie trafen die Kölner Bevölkerung oft mit voller Wucht. 20.000 Kölnerinnen und Kölner verloren ihr Leben, unzählige konnten das Trauma der Geschehnisse nie verarbeiten. In Erinnerung an die Schrecken auf beiden Seiten des Krieges, möchte stadtflimmern Kölns Kriegsnarben zeigen. Narben, die in der Erinnerung der Stadt verankert sind und die ihr Gesicht bis heute prägen. Häufig übersehen, überall sichtbar und immer auch Mahnmal. Ein zweites Mal in diesem Monat sagt stadtflimmern: Nie wieder!
Operation Millennium
Bereits im Februar 1942 hatte das britische Luftfahrtministerium eine Anweisung zu Flächenbombardements herausgegeben. Diese Einsätze sollten in erster Linie die Zivilbevölkerung treffen und das Deutsche Reich schwächen, in dem man die deutschen Städte zerstörte und die Moral der Bevölkerung schwächte. Sie wurden auch als Antwort auf die sogenannten „Blitz“-Angriffe der Wehrmacht auf britische Städte 1940/41 gesehen. Köln war schon häufiger zum Ziel von Luftangriffen geworden. Das lag zum einen an der Nähe zu Großbritannien, zum anderen aber auch an seiner gut aus der Luft erkennbaren Form und Lage am Rhein. Die Zerstörungen blieben allerdings bisher immer relativ gering. Es wurde sogar von einer Art „Bombentourismus“ berichtet, bei der die Kölner Bevölkerung die bislang wenigen zerstörten Häuser bei Ausflügen besichtigte.
Flächenbombardements hingegen wurden Anfang März 1942 erstmals über Essen ausgeführt. Man erhoffte sich, Aufstände gegen den eigenen Staat innerhalb der deutschen Bevölkerung auszulösen. Jedoch trat das Gegenteil ein und die ausgebombten Deutschen wurden zu noch eifrigeren Unterstützern des eigenen Systems und bezogen noch stärker Position gegen ihre Angreifer.
Im Mai 1942 plante Luftmarschall Arthur Harris daher erstmals, eine deutsche Großstadt flächendeckend mit einer noch nie dagewesenen Anzahl an Bombern zu zerstören. Die Heftigkeit und Grausamkeit der sogenannten „Operation Millennium“ war auf Seiten der Briten wohl jedem bewusst. Dennoch sollte es „jedem klar sein, falls es noch nicht so verstanden worden ist […], dass die Ziele bebaute Gebiete sind und nicht z.B. Schiffswerften oder Flugzeugwerke […] sein werden“. Premierminister Churchill war aber so beeindruckt von der Idee und Entschlossenheit Harris‘, dass er der Operation zustimmte, obwohl er mit hohen Verlusten auch auf der eigenen Seite rechnete. Die Einheit von Harris bestand zu diesem Zeitpunkt aus lediglich etwas über 400 Flugzeugen, die er aber mit bereitwilliger Hilfe weiterer Truppenkommandeure auf 1042 Flugzeuge aufstockte. Er nutzte außerdem personelle Ressourcen wie Techniker aus dem ersten Weltkrieg und setzte sehr junge Piloten ein, die sich erst in der Ausbildung befanden.
Am 26. Mai 1942 waren die Planungen abgeschlossen und der finale Befehl zur Ausführung der „Operation Millennium“ wurde erteilt. Ursprünglich sollte Hamburg als zweitgrößte deutsche Stadt und Standort großer Werften getroffen werden. München war schlicht zu weit entfernt und Berlin zu stark verteidigt. Ungünstiges Wetter über Hamburg in den letzten Maitagen, ließen Arthur Harris aber am 30. Mai die Entscheidung fällen, Köln, als drittgrößte deutsche Stadt zu zerstören. Kurz nach Mittag des 30. Mais wurden die Truppen benachrichtigt und bereiteten sich vor.
Köln, 31.05.1942, 0:47Uhr
Es war eine warme Frühlingsnacht in Köln, fast Vollmond, als um 0:47Uhr die Luftschutzsirenen anfingen zu heulen. Die Kölner Bevölkerung war mittlerweile an diese Art von Alarm gewohnt, die kleinen Koffer mit denn wertvollsten Habseligkeiten, immer fertig gepackt. Es gab zwar über die Stadt verteilt Hochbunker und gekennzeichnete Luftschutzkeller in öffentlichen und privaten Gebäuden und sogar die alten römischen Abwasserkanäle wurden als Schutzraum genutzt, diese hatten aber bei Weitem nicht genug Platz für die Kölner Bevölkerung. Viele flüchteten daher in die eigenen Keller. Allerdings boten sie keinen ausreichenden Schutz. Für die meisten der Kölner Kriegsopfer wurde so ihr eigener Keller zum Grab.
Luftaufnahme der Royal Air Force vom 30./31. Mai 1942: Suchscheinwerfer und Luftabwehrgeschosse erhellen den Himmel; unten links im Bild sind Einschläge erster Bomben zu sehen.
In dieser Nacht war aber etwas anders: Das sonore Brummen der Flieger wurde lauter als sonst. Der Boden zitterte von den Motorengeräuschen. Es waren so viele Flugzeuge über dem Kölner Nachthimmel zu sehen, wie noch nie zuvor. Dann setzte das Böllern und Dröhnen der schweren Flakgeschütze ein, gefolgt vom Pfeifen der abgeworfenen Bomben, das die meisten Zeitzeugen heute noch im Ohr haben. Die ersten Treffer markierten den Neumarkt. Von dort aus, wurde der Rest der, durch den Mondschein gut zu erkennenden Stadt, systematisch ausgebombt. Die Detonationen ließen das Mauerwerk in den Kellern rieseln, Druckwellen von weiter entfernten Treffern ließen Fenster zu Bruch gehen. Die Menschen hatten Todesangst und mit jedem Sprengsatz und mit jeder Brandbombe wurde die Stadt immer mehr einer Wüste aus Ruinen und Stein gleich gemacht. Eineinhalb Stunden lang traf Köln eine Zerstörungswelle nach der anderen. 1.500 Tonnen Bomben regneten über der Stadt nieder – alle sechs Sekunden ein Einschlag. Das alte Köln, wie man es kannte, ging in dieser Nacht unter.
Nach 88 Minuten, wesentlich schneller, als veranschlagt, war der Angriff vorbei. Als die Kölnerinnen und Kölner aus ihren Schutzräumen heraustraten, bot sich ihnen ein grauenerregendes Bild: Überall brannten Häuser, traurige, verkohlte Mauerreste ragten zum Himmel. Kirchtürme waren einfach weggebombt, ganze Straßenzüge gab es nicht mehr, Die Menschen rannten in die brennenden Wohnungen und versuchten zu retten, was eigentlich schon verloren war. Betten, Wäsche, Tische, Stühle lagen auf der Straße.
Mehr als 3300 Gebäude wurden vollständig zerstört, über 2000 schwer beschädigt und 50.000 Kölnerinnen und Kölner wurden obdachlos. Im Gegensatz zum Blitz-Angriff auf London entstand in Köln aber kein Feuersturm. Die 2500 Brandherde wurden schnellstmöglich von der Feuerwehr und der Kölner Bevölkerung, teils mit Badewasser, gelöscht, und vom einsetzenden Regen am Morgen danach zumindest an der Ausbreitung gehindert. Daher war die Zahl der Toten dieser Nacht in Köln mit 500 relativ gering. Die Leichen wurden an der Straße aufgebahrt und dann mit Lieferwagen in provisorischen Särgen zu den teils ebenfalls zerbombten Friedhöfen gebracht. Mehr als 5000 Menschen wurden schwer verletzt, von den psychischen Folgen ganz zu schweigen.
Bombenschäden in Köln durch Spreng- und Brandbomben. Mitte: Frau geht an aufgereihten Bombenopfern vorbei. (Quelle: Bundesarchiv CC BY-SA 3.0)
Die gesamten Auswirkungen dieser Nacht, begriffen die Kölnerinnen und Kölner wohl erst in den darauffolgenden Tagen. Überall sah man nur Trümmer, ausgebrannte Wohnhäuser. Öfen, Herde und Badewannen waren teilweise aus dem vierten Stock bis in den Keller gefallen. Decken hingen manchmal noch mit einer Seite irgendwo an der Wand fest, in der Mitte noch an einer Stuckrosette die Zimmerlampe tragend. Durch die Straßen irrend, traf man auf traumatisierte Menschen, weinende Kinder, Mütter die auf den Schutthaufen von dem saßen, was einmal ihr Zuhause gewesen war. Manchmal grub man in den Trümmern und freute sich über Dinge, die man noch fand und die einen an das frühere Leben erinnerten – eine Kiste mit Weihnachtskugeln, zum Beispiel, auch wenn sie zerbrochen waren. Lediglich der Dom, der nur durch Zufall nicht von Bomben getroffen wurde, stand noch im Trümmerfeld der Stadt. Von Kölns damals rund 800.000 Einwohnern, verließen nach diesem Angriff etwa 150.000 Menschen ihre Stadt.
Die Nacht des 30. Mai 1942 bleibt im Gedächtnis der Bevölkerung. Auch die Kölschrockband BAP hat die „Nacht der Tausend Bomber“ in ihrem Lied „Ein für allemohle“ verarbeitet.
Auf britischer Seite wurde die Operation Millennium als voller Erfolg verbucht, zwei Tage später wiederholte man den Angriff. Diesmal war wieder die Stadt Essen das Ziel. Das propagandistische Hauptziel des Flächenbombardements wurde in jedem Fall erfüllt. Von dieser Nacht an, lebte die Deutsche Bevölkerung in Angst. Köln wurde noch viele Male schwer angegriffen und weiter zerstört. Das letzte Mal am 02.03.1945, wenige Tage vor der Befreiung. Der britische Befehlshaber der „Operation Millennium“, Arthur Harris war es auch, der maßgeblich an den Planungen der Luftangriffe auf Dresden 1944/45 beteiligt war. 1992 wurde ihm in London ein von vielen Seiten umstrittenes Denkmal gesetzt. Seine Skrupellosigkeit führte nämlich nicht nur auf deutscher Seite zu hohen Opferzahlen. Im Verlauf des Krieges kehrten auch etwa 45% der von ihm entsandten Piloten nicht mehr zurück. Dadurch hat er in Großbritannien den Namen „Butcher Harris“, „Harris, der Schlächter“ erhalten. Die Statue in der City of Westminster ist bis heute immer wieder Beschädigungen ausgesetzt.
Nach dem Kriegsende war die Stadt so sehr zerstört, dass Konrad Adenauer ernsthaft überlegte, sie weiter nördlich auf unbebautem Gebiet neu aufzubauen. Die schnell in ihre Stadt zurückkehrenden Kölnerinnen und Kölner zeigten jedoch einen so unbändigen Wiederaufbauwillen, dass sie schon wenige Tage nach Kriegsende mit der Räumung von Trümmern begonnen. Im Kleinen, wie im Großen. Viele Geschäftsleute bauten auf ihren Grundstücken zunächst nur das Erdgeschoss wieder auf, um zumindest ihren Lebensunterhalt verdienen zu können und Baugenehmigungen wurden seitens der Verwaltung weniger bürokratisch vergeben. Die Besatzer, zunächst Amerikaner, später Briten, unterstützten die Bevölkerung, doch es fehlte oft schlicht an Infrastruktur. Viele Institutionen, wie Oberlandesgericht, Oberfinanzspräsidium oder Wertpapierbörse wurden ins weniger zerstörte Düsseldorf verlegt, das zum politischen und wirtschaftlichen Zentrum der von den Briten neu gebildeten Nordrhein-Provinz und später zur Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens wurde. Einige alteingesessene oder neu gegründete Firmen bevorzugten daraufhin die Nachbarstadt, was sich wirtschaftlich negativ für Köln auswirkte. Obwohl der Wiederaufbau Kölns anfangs durch ungünstige Bedingungen beeinträchtigt wurde, stellte man aber gerade zu Beginn die Weichen für die weitere Entwicklung der Stadt. Mit Gründung der Kölner Wiederaufbaugesellschaft 1946 entwickelte ihr Vorsitzender, der Straßburger Architekt Rudolf Schwarz, gemeinsam mit Wilhelm Riphahn, einen wegweisenden Plan. Diesem Plan haben wir zu verdanken, dass Köln heute immer noch seine Veedelskultur besitzt und nicht, wie von einigen anderen Architekten vorgeschlagen, von Grund auf neu geplant wurde. Schwarz erkannte, dass die mittelalterliche Struktur der Stadt „aus einer Addition von Vierteln besteht, in deren Zentrum sich jeweils eine romanische Kirche befindet.“ Diese Struktur wollte Schwarz erhalten und griff bei seinen Planungen überwiegend auf das alte Straßennetz zurück. Die Zerstörung der Viertel im größeren Stil, fand erst mit dem Generalverkehrsplan der „autofreundlichen Stadt“ in den 1950er Jahren statt, wie das Beispiel „Unter Krahnenbäumen“ heute noch eindrucksvoll zeigt.
Was bleibt
Trotz Wiederaufbau, Neubauten und Eigentümerwechseln sind in Köln die Zeichen des Krieges auch 75 Jahre nach dessen Ende noch immer sichtbar. Von Hinweisen zu Luftschutzkellern an Hauswänden, über nie geschlossene Baulücken, Hochbunker, Kirchen, die keine Türme mehr haben bis hin zu Ruinen, die aussehen, als sei der Krieg erst seit gestern vorüber, sieht man die Spuren im Gesicht der Stadt. In den letzten Jahren wurde die Schließung innerstädtischer Baulücken angesichts drastischer Wohnungsnot und explodierender Mietpreise als so genannte Nachverdichtung zu einem der wichtigsten Anliegen in der Kölner Stadtplanung erklärt. Die Lücken in den Häuserfronten schließen sich, neue Wohn- und Bürohäuser entstehen dort, wo jahrelang Brandmauern oder Brachen lagen.
Auch, oder gerade weil die letzten Spuren von Zerstörung und provisorischem Wiederaufbau nach und nach aus dem Stadtbild verschwinden, möchte stadtflimmern in dieser Woche mit euch gemeinsam die Kölner Kriegsnarben betrachten, die noch heute an die schwärzeste Zeit in der jüngeren Geschichte unserer Stadt erinnern und heute vor allem auch Mahnmal sind, das uns Kölner daran erinnert, nie wieder Krieg zuzulassen.
Nie wieder!
Mehr Informationen zur Nazi-Zeit in Köln und den Spuren des Krieges im heutigen Stadtbild unter:
Dem Architekten Wilhelm Riphahn (1889-1963) begegnet man in Köln fast auf Schritt und Tritt. Kaum ein Architekt hat in Köln so viele Gebäude hinterlassen, von Einfamilienhäusern bis zu großen Siedlungen, von stadtbildprägenden Kulturbauten bis zu Nutzbauten, wie einem Bunker, der es erlaubte nach dem Krieg als Parkhaus weitergenutzt zu werden. Dabei ist es gar nicht so einfach die vielen Bauten dieses Architekten auf den ersten Blick zu erkennen. Bei aller entwurflichen Qualität, die seine Gebäude ausmacht, war er zugleich ebenso pragmatisch wie unideologisch. Während eins seiner ersten Gebäude, das Wohn- und Geschäftshaus an der Ecke Deutzer Freiheit/Justinianstraße noch in einem zeittypischen stilisierten Neobarock gehalten ist, finden sich in seinem späteren Werk Siedlungen, die von den Schriften Camillo Sittes inspiriert sind und pittorsk-dörflich daher kommen, Gebäude, die hervorragende Repräsentanten des Neuen Bauens sind und Werke, für die er einen ganz eigene Formensprache entwickelt hat, wie die Kölner Oper. Allen gemeinsam ist jedoch eine pragmatische und liebevolle Abstimmung von Ausdruck und Bauaufgabe, die immer die Bedürfnisse der jeweiligen Nutzer im Blick behält.
Die Anfänge
Bei seinen ersten Gebäuden ist diese Sensibilität noch nicht in dem Maße ausgeprägt, wie es bei seinen späteren Werken der Fall ist. Die ersten Mehrfamilienhäuser sind, wie gesagt, mit einer neobarocken Ornamentik überzogen, die dem Geist der Zeit entsprach, aber noch nicht so sehr auf Riphahns späteres Werk hindeutet. Zu dieser Zeit scheint er sich noch mehr mit den Strukturen der Gebäude auseinandergesetzt zu haben, und weniger damit, eine Innovative Fassadengestaltung zu schaffen. So ist das Haus, das er an der Ecke Justinianstraße/Deutzer Freiheit baute besonders durch seine originelle Ecklösung beachtenswert. Die Ecke wird nach innen gezogen, so als ob zwei Gebäude im rechten Winkel aufeinander stoßen und vor ihren Schmalseiten einen kleinen Platz bilden. Dieser Eindruck wird noch durch die aufwendige Ausformung der Giebel verstärkt. Im ersten Obergeschoss werden die beiden Seiten dann durch eine Terrasse verbunden, die einen Arkadengang unter ihr frei lässt, was dem Gebäude einen urbanen Charakter verleiht. Das geschickte Spiel mit Städtebau, Baukörpern und Architekturelementen zeichnet also dieses frühe Werk aus. Die Innovationen stecken aber hier nicht in der Ornamentik, die den Eindruck nur verstärkt, nicht aber verändert.
Wohn- und Geschäftshausgruppe Köln-Deutz, 1914 (Foto: wikipedia)
Auch bei seinen ersten Siedlungen experimentiert er noch mit der Wirkung von Architektur und Ornamentik auf das Gesamtbild und auf die Bewohner.
In Bickendorf I. (1918 – 20) spielt er verschwenderisch mit Bögen, Verwinkelungen in der Straßenführung und Elementen einer idealisierten Dorfarchitektur. Allerdings sind die Häuser selbst ausgesprochen beachtenswert. Die Grundrisse sind so geschickt, dass sie bis heute funktionieren und die Ornamentik ist an die Bauaufgabe einer Wohnsiedlung angepasst.
Die Siedlung „Bickendorf I“, 1918-1920 (Foto: stadtflimmern, 2020)
In den zwanziger und dreißiger Jahren werden sein Siedlungen nicht mehr so sehr von Einfamilienhäusern geprägt, sondern von Mehrfamilienhäusern in Reihen- und Blockstrukturen. Die Ornamentierung nimmt dabei ab. Zunächst gibt es nur noch vereinzelte Spitzbögen (Grüner Hof 1922 – 24), bis dann bei der weißen Stadt (1926 – 32) jedes Ornament im klassischen Sinn verschwunden ist. Seine Aufgaben übernehmen nun Schriftzüge, die sowohl die Gebäude bezeichnen, als auch die Orientierung erleichtern und Vordächer und Balkone, die das Licht zum wichtigen Gestaltungselement werden lassen.
Reduzierte Formen, expressive Kraft
Dass diese Entwicklung im Massenwohnungsbau nicht nur Riphahns zunehmend pragmatischeren Einstellung der Architektur gegenüber geschuldet ist, sondern zeigt, dass dieser puristische Stil seiner Meinung einer Wohnsiedlung entspricht, während andere Bauaufgaben ganz andere Mittel erfordern, kann man an seinem fast gleichzeitig entstanden Pavillon für die Kölnische Zeitung auf der internationalen Presse-Ausstellung „PRESSA“ 1928 beobachten. Auch hier sind die Formen einfach geworden und von neobarocker Ornamentierung ist nichts mehr zu beobachten. Allerdings sind die einfachen Formelemente in solcher Fülle und mit solch expressiver Kraft angebracht, dass sie in Zusammenhang mit der Beschriftung die Aufgabe übernehmen, die vorher Ornamente gehabt haben, nämlich dem Gebäude einen Maßstab und eine Sprache zu geben; zwischen dem Gebäude und dem Menschen zu vermitteln und Assoziationen hervorzurufen.
Riphahn hat zu dieser Zeit also angefangen die Mittel zu hinterfragen, mit denen er seinen Häusern Ausdruck verleiht. Von der eher eindimensionalen und platten Vermittlung durch Ornamente, hat er sich für ein abstrakteres Vorgehen entschieden. Das bedeutete natürlich auch, dass die neuen Ausdrucksformen erst erfunden werden mussten und die Nutzer sie erst zu erlernen hatten. Dieser Lernprozess ist aber immer etwas unangenehm, kaum jemand nimmt ihn gerne auf sich und so musste Riphahn Wege finden ihn zu erleichtern und seine Architektur zu vermitteln. Beim Pavillon der Kölnischen Zeitung erreicht er dies mit ausdrucksstarken Formen, wobei die Bauaufgabe eines Ausstellungspavillons sowieso mehr Freiheiten zulässt, da niemand seinen Wert an alltäglichen Bedürfnissen misst. So ist auch seine Akzeptanz als ungewöhnliches Bauwerk höher.
Der stilistische Durchbruch
Die Schwelle zum Spektakulären übersteigt Riphahn dann bei einem etwas später entstanden Gebäude, dem Panoramarestaurant „Bastei“ (1923-24). Hier wird besonders deutlich wie Riphahn in der Lage war Vermittlungsarbeit zu leisten und jeweils eine Form zu entwickeln, die der jeweiligen Bauaufgabe optimal entsprach. Die Vermittlungsarbeit musste nämlich auf verschiedene Ebenen geleistet werden. Im Zuge der Wirtschaftskrise waren die meisten Architekten Kölns ohne Arbeit und so ergriff Riphahn selbst die Initiative und überzeugte einen potentiellen Bauherrn mit einem bereits ausgearbeiteten Projekt auf einer ehemaligen preußischen Bastion am Rheinufer. Als wenn das in der wirtschaftlichen Situation nicht schon schwierig genug gewesen wäre, musste auch noch die widerstrebende Denkmalpflege zustimmen, was schließlich in guter Kölner Manier umgangen werden konnte indem man den Bürgermeister Konrad Adenauer überzeugte, der unter der Bedingung zustimmte, dass es schön werden solle. Riphahn hatte also ein Konzept und eine Form geschaffen, die nicht nur die verschiedensten Interessensgruppen auf ihre Weise überzeugte und ihn in schwierigen Zeiten über Wasser hielt, sondern das mit seiner einfachen und zugleich spektakulären Sprache bis heute beeindruckt. Die Nutzung als Panoramarestaurant wird durch die lange Glaswand gekennzeichnet, die dem Gebäude gleichzeitig den Ausdruck von Öffentlichkeit und Exklusivität verleiht, was durch das leicht gezackte und überragende Dach noch unterstrichen wird. Das Gebäude reizt also die Qualitäten, die in seinem Standort liegen aus und wirbt durch seine Architektur, die zwar ohne Ornament, aber dafür mit vielen kleinen Auffälligkeiten besticht, für sich selbst.
„Die Bastei“ von 1924 (Foto: stadtflimmern, 2020)
Einen Höhepunkt in Riphahns Schaffen stellte jedoch zweifellos das neue Ensemble aus Opernhaus, Schauspielhaus, Operncafé und deren städtebauliche Rahmung dar, die 1952 – 57 in der Mitte Kölns errichtet wurden. Auch wenn Riphahn gerne davon sprach, dass das Gebäude der Oper zunächst nach konstruktiven und funktionalen Gesichtspunkten geplant worden sei, ist schon in der Außenansicht erkennbar, dass es hier genauso um Ästhetik und Repräsentation ging.
Dass Riphahn darauf gedrängt habe, dass die Nord-Süd-Fahrt vor seinem Gebäude noch mal nach oben geführt wird und nicht wie vorher und nachher untertunnelt, ist zwar eine Anekdote, aber durchaus nicht unwahrscheinlich. Die auffälligsten Bauteile, nämlich die seitlich abgeschrägten Türme rechts und links des Bühnenhauses haben auch tatsächlich diese Form nicht, um das Gebäude leichter zu machen oder, wie Riphahn schreibt, weil die Nutzungen es erforderten, sondern um seine Theatralik zu verstärken.
Obwohl er bei diesem Bau auf klassisch Ornamentik verzichtet, hat er sich mittlerweile ein solches Repertoire an Mitteln ausgedacht und in diesem Bau zur Anwendung gebracht, dass der Verzicht dadurch völlig kompensiert wird. Die Fassade entwickelt sich im Laufe des Entwurfsprozesses, von einem verglasten Mittelteil, der von geschlossenen Wänden flankiert wird zu einer Anordnung von gebäudehohen Fensteröffnungen, die sich mit geschlossenen Streifen abwechseln. So erinnern die Eingänge an Interkolumnien, was die Assoziation mit einem antiken Tempelportikus weckt, wie er im 19. Jahrhundert gerne für repräsentative, öffentliche Gebäude gebraucht wurde. Dieser Eindruck wird noch verstärkt durch die Staffelung des kleinmaschigen Obergaden, des Zuschauerraums und der mächtigen Wand des Bühnenhauses, die sich über der Fassade wie ein Tympanon erheben. Auf diese Weise gelingt es dem Architekten an die Sehgewohnheiten und Ansprüche der Nutzer mit modernen Mitteln anzuknüpfen, ohne historisierend zu erscheinen.
Foyer und Innenraum des Operhauses Köln von 1957 (Aufgenommen vor der aktuellen Restaurierung)
Im Inneren setzt er dieses Konzept fort um den Besuch zu einer sinnlichen Erfahrung zu machen. Er gestaltet den Eingangsbereich im Erdgeschoss bewusst niedrig und hallig, was durch den Fußbodenbelag verstärkt werden soll, um einen Übergangraum zwischen Stadt und Saal zu schaffen, der gleichzeitig schon in hohem Maße stimmungsvoll wirkt. Dieser unterstreicht den Kontrast zur darüber liegenden Vorhalle, die nun durch ihre Höhe und Ruhe noch feierlicher wirkt. Im Saal selber fällt besonders auf, wie die in früheren Opernhäusern reiche Stuckatur, durch ausgesuchte Materialien ersetzt wird, die mit den geschwungenen Formen der Logen korrespondieren. Dabei werden in der Ausstattung und Aufteilung des Raumes alle wesentlichen Sekundärfunktionen eines Opernhauses, wie das „sehen und gesehen werden“, mit eingeplant.
Wir können also in Wilhelm Riphahn einen Architekten sehen, der sich im Laufe seiner Karriere einen immer mehr purifizierenden Stil entwickelt hat. Dabei ist es ihm gelungen nicht nur einen Sinn für Sinnlichkeit und Repräsentation zu bewahren sonder auch dafür, für die Bauaufgaben den jeweils passenden Ausdruck zu finden. So gelang es ihm in einem zeitgenössischen Stil die Auftraggeber und die Nutzer mitzunehmen und ihnen das Neue, das er zum nicht unerheblichen Teil selber entwickelte, auf überzeugende Art nahezubringen.
Zum Autor des Textes: @denkmalpflegeehrenfeld ist Architekt und Denkmalschützer aus Köln. In dieser Woche begleitet und unterstützt er stadtflimmern mit seinem Fachwissen.Vielen Dank!
Zwischen Dauerschließung und Coronapause: Außergewöhnliche Kölner Ausflugslokale
Die Temperaturen steigen langsam und anstehende Feiertage, wie Pfingsten laden traditionell zu Ausflügen ein. Bis vor einigen Jahren hatten wir Kölner die Qual der Wahl zwischen Ausflugslokalen, die uns einen uneingeschränkten Blick auf den Rhein, einen Panoramablick über unsere Stadt, oder Erdbeerkuchen im Ambiente der 50er Jahre genießen lassen konnten, doch seit Mitte der 1990er Jahre haben nach und nach immer mehr beliebte Ausflugslokale dauerhaft geschlossen. Wieso das so ist, warum wir immer noch Hoffnung haben können und welche tollen Alternativen es gibt, ist diese Woche das Thema bei stadtflimmern.
Historische Ausflugslokale
Zwei der bekannten historischen Kölner Ausflugslokale waren im Stadtwald. Der Park, der Ende des 19. Jahrhunderts im als Wohnkolonie geplanten Vorort Lindenthal angelegt wurde, erfreute sich vor allem am Wochenende großer Beliebtheit. In der großzügigen Anlage im Stil des Historismus konnten die Kölner schon damals an künstlich angelegten Kanälen flanieren, Enten füttern und in strengen Wintern sogar auf den Weihern Eislaufen. Damit auch für das leibliche Wohl der Besucher gesorgt war, baute man zwei Ausflugslokale: Die im englischen Landhausstil erbaute „Waldschenke“ und das Stadtwald-Restaurant. Dazu baute man die Kitschburg, einen ehemaligen Gutshof, 1901 in ein Ausflugslokal mit großer Terrasse mit Seeblick um. Das Haus umgab außerdem eine Spielwiese und wurde mit einem großen Saal für über 500 Gäste erweitert. Im Sommer beschäftigte man über 50 Angestellte.
Waldschenke und Hotel an Stelle der ehemaligen Kitschburg im Stadtwald, Postkarte des Mülheimer Häuschens (1920er Jahre)
Die Waldschenke am Militärring wurde im Zweiten Weltkrieg so schwer beschädigt, dass man sie nicht mehr aufbaute. Das Gebäude des Stadtwald-Restaurants war nach dem Kriegsende zunächst Offizierskasino für die belgischen Streitkräfte, Mitte der 1960er Jahre verkaufte es die Stadt an die schwedische Tochter des amerikanischen Mineralölkonzerns Esso. Diese riss das historische Gebäude ab und errichtete 1970, dem Zeitgeist folgend, dort ihr „Esso Motorhome“, eine Art besseres Motel samt angrenzender Tankstelle für Geschäftsreisende. Die Tankstelle und das Hotel existieren bis heute unter immer wieder wechselnden Namen auf der Dürener Straße am Stadtwald. Von der Kitschburg selbst existiert nur noch ein ehemaliges Wirtschaftsgebäude.
Ebenso wie die Lokale im Stadtwald hat auch das Mülheimer Häuschen in der sogenannten Goldenen Ecke (dazu später mehr) die Zeit nicht überlebt. Es fiel 1929 dem Bau der Mülheimer Brücke zum Opfer.
Brandschutz und hohe Sanierungskosten
Ganz so ein finales Ende hatten einige der Ausflugslokale, die stadtflimmern diese Woche vorstellt, jedoch nicht. Das Restaurant im Messeturm, zum Beispiel, oder die Bastei existieren immer noch, doch beide stehen leer und werden zur Zeit nicht bewirtschaftet. Das gleiche gilt für den Kölner Fernsehturm „Colonius“. Doch was steckt dahinter? Eine einfache Recherche beantwortet die Frage mit: „Brandschutzvorgaben“. Im Laufe der letzten Jahre hat sich die Brandschutzverordnung des Landes Nordrhein-Westfalen immer weiter verschärft. Einige Kommunen sprechen sogar von einer „Überregulierung“. Ein benötigter Umbau lässt die Pachtkosten derart in die Höhe treiben, dass der Betrieb von Gaststätten in historischen Gebäuden schlicht nicht mehr lukrativ ist. Geregelt werden in der Verordnung die Anforderungen an Bauteile, Rettungswege, Türen, Stromversorgung und Alarmanlagen. Bei historischen Gebäuden kann unter Umständen nicht jede notwendige Umsetzung oder Modernisierung ohne Weiteres durchgeführt werden. Wenn die Bauten außerdem noch längere Zeit leer gestanden haben, ist der finanzielle Aufwand für eine Wiederinbetriebnahme so hoch, dass sich das nur sehr wenige trauen, ein solches Projekt in Angriff zu nehmen.
Drei Beispiele: Das Restaurant im Messeturm von 1928 ist mit dem skandalträchtigen Verkauf der Messehallen an die Oppenheim-Esch Holding, und die anschließende Rück- und Untervermietung der Rheinhallen 2005 an die Mediengruppe RTL übergegangen. RTL hatte jedoch von Anfang an nicht vor, den Turm als Nutzfläche zu verwenden. Eine Verpachtung an Gastronomie schloss man allerdings auch nicht aus. Nach dem Inkrafttreten neuer Brandschutzverordnungen und weiterer technischer Probleme hieß es aber dann: Eine Wiederaufnahme des Restaurantbetriebs sei nicht mehr geplant. Stattdessen sollten die Räume im denkmalgeschützten Messeturm zu Luxusapartments umgebaut werden. Konkrete Planungen in diese Richtung wurden aber seit 2011 nicht mehr weiterverfolgt. Der Turm bleibt also leer und sich selbst überlassen. Auch die geplanten Gastronomiebetriebe in den Arkaden der Rheinhallen sind nicht über die Planungsphase hinausgekommen.
Wesentlich jüngeren Baujahrs ist die „Funkübertragungsstelle Köln 8“, wie der Kölner Fernsehturm Colonius offiziell heißt. Erst 1981 wurde er eingeweiht und ist seitdem mit 266m das höchste Gebäude Nordrhein-Westfalens. Im unteren Teil der Kanzel gab es ein Dreh-Restaurant, das sich innerhalb von 60 Minuten einmal um sich selbst drehte. Im oberen Stockwerk befand sich eine Discothek. Jeden Freitag Abend war hier die „Ufo“ zu Gast; eine Techno-Party, die, neben dem Resident DJ Christian Linder (der Politiker heißt LindNer), sämtliche große Namen der damaligen Techno-Szene an den Turntables hatte. Angeblich wurde so heftig gefeiert, dass es während der Parties zu Störungen des Funksendebetriebs durch wummernde Bässe kam. In die Schlagzeilen geriet die Veranstaltungslocation jedoch erst, als zu Silvester Anfang der 1990er Jahre eine Panik wegen Überfüllung ausbrach. Seit 1994 findet das Restaurant keinen Pächter mehr, die gesamte Aussichtsplattform wurde 1998 für die Öffentlichkeit geschlossen. Auch hier sind es die neuen Brandschutzverordnungen, aber auch mangelndes Interesse seitens der Stadt Köln und der Telekomtochter „Deutsche Funkturm GmbH“, der Besitzerin des Colonius, die einer Wiedereröffnung des Ausflugslokals entgegenstehen. Die Funkübertragung, die eigentliche Aufgabe des Colonius, funktioniert auch ohne Besucher und um die Aussichtsplattform wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, müssten die Aufzüge und Räumlichkeiten für mehrere Millionen Euro saniert werden. Wie teuer eine Revitalisierung genau werden würde, sollte eine Machbarkeitsstudie, die von der Kölner Ratsgruppe GUT im Jahr 2018 initiiert wurde und für die die Stadt Köln Mittel in Höhe von 50.000€ zur Verfügung stellte, überprüfen. Wahrscheinlich ist nämlich, dass sich kein externer Investor auf eine Investition in unbekannter Höhe einlassen dürfte. Die Ergebnisse der Studie sollten im ersten Quartal 2020 veröffentlicht werden. Mit Stand 11. Mai 2020 waren allerdings noch keine weiteren Informationen verfügbar.
Wiederbelebung dauert häufig länger
Das Parkcafé vor seiner Sanierung (2008)
Ganz ohne Studie mussten Investoren bei einem anderen Kölner Ausflugslokal auskommen: Das Parkcafé aus dem Jahr 1957 im Rheingarten stand nicht nur unter Denkmalschutz, sondern war auch extrem marode, als sich 2015 ein Kölner Architekt und Hotelier und ein Gastronom des seit 2002 verlassenen Gebäudes annahmen und die Stadt Köln mit einem nachhaltigen Konzept davon überzeugen konnten, die richtigen Betreiber für die Immobilie zu sein. Dass ihre Vorstellung von einer modernen Eventlocation jedoch nicht unbedingt mit den Ansprüchen des modernen Denkmalschutzes übereinstimmten, mussten die Investoren allerdings auch recht schnell lernen.
Zum Glück konnte man sich gütlich einigen, sodass mit einiger Verzögerung im Bauablauf und einer Nachkommastelle mehr auf der Rechnung sowohl das Denkmalamt, als auch die künftigen Betreiber einer geplanten Eröffnung im Jahr 2021 entgegenblicken können.
Ähnliches kann man auch von der Bastei am Rhein behaupten. Diese wurde 2017 von der städtischen Kongressgesellschaft gekauft und wird zur Zeit aufwändig saniert. Lediglich ein Gastronomiekonzept wurde noch nicht erarbeitet. Dass aber wieder ein Restaurantbetrieb in dem 1924 errichteten Bauwerk einziehen soll, steht bereits fest.
Für Ersatz ist gesorgt
Zum Glück bleiben den Kölnerinnen und Kölnern aber noch einige andere außergewöhnliche Ausflugslokale als Alternative. Alle haben sie ihre Geschichte: Die Zündorfer Groov, eigentlich eine Insel, ist mit ihren Sandstränden, Fachwerkhäusern am Marktplatz und dem Jachthafen schon, seitdem sie 1849 mit dem Ufer verbunden wurde, ein Klassiker unter den Kölner Ausflugszielen und die Gaststätten rund um die Nepomukstatue am Fähranleger sind auch nach der Coronakrise wieder für Radfahrer und andere Gäste geöffnet. Das Bootshaus Alte Liebe an der Rodenkirchener Brücke hat ebenfalls schon andere Katastrophen überlebt. So ist es schon zweimal fast vollständig abgebrannt und wurde noch häufiger von vorbeifahrenden Öltankern gerammt. Aber jedes mal wurde es, teilweise sogar mit Hilfe der Stammgäste, aufgebaut und ist bis heute eine Berühmtheit am und auf dem Rhein. Ein paar Kilometer rheinabwärts kann der Biergarten „Schwimmbad“ sogar behaupten, dass es ihn ohne den Abriss der oben erwähnten Ausflugsgaststätte „Mülheimer Häuschen“, gar nicht gegeben hätte. Durch den Bau der Mülheimer Brücke mitten durch das „Goldene Ecke“ genannte Vergnügungsviertel zwischen Zoo, Flora und Rhein musste das damalige Luft- und Freibad „Rheinlust“ verlegt werden. Auch das neue Freibad wurde nach dem Bau des Colonia-Hochhauses geschlossen: Die Liegewiese und die obligatorischen Freibad-Fritten gibt es aber heute noch im 70er-Jahre-Freibadambiente: Im vielleicht schönsten Biergarten Kölns mitten in der Goldenen Ecke.
Postkarte mit Sommertheater, Eisbahn und des Panoptikum im Vergnügungsviertel „Goldenen Ecke“ (ca. 1898)
Mehr Infos zu den Lokalen und zu Köln gibt es hier:
Der Bau von Türmen hat in Köln eine lange Tradition. Ähnlich wie in den Patrizierstädten Norditaliens, bauten sich auch in Köln die adeligen Familien, aber auch die Gaffeln und Zünfte an ihre Paläste oft sogenannte Geschlechtertürme. Sie dienten allerdings nicht, wie in Bologna, der Verteidigung, sondern vielmehr der Darstellung von Reichtum und Einfluss. Gemeinsam mit den Türmen der vielen Kirchen konnte man also bereits im Mittelalter von einer Kölner Skyline sprechen.
Basilika St. Gereon (Turm aus dem 12. Jhdt.)
Turm am Kölner Stapelhaus
Geschlechterturm des Patrizierpalastes derer von Aducht
Geschlechterturm des Hauses Neuerburg
Die Vollendung der Domtürme im Jahr 1880 machten Köln für die nächsten vier Jahre zur Heimat des höchsten Gebäudes der Welt. Nach dem Aufkommen der neuen Bautyps „Hochhaus“ in den USA, befürwortete vor allem der damalige Oberbürgermeister Konrad Adenauer nach dem Ende des Ersten Weltkrieg den Bau in die Höhe. Er holte 1920 den Stadtbaumeister Fritz Schuhmacher aus Hamburg an den Rhein.
Zwei Großprojekte sollten die „Bedeutung und Wirtschaftskraft der Stadt“ herausstellen: Zum einen wollte Adenauer am Aachener Weiher eine monumentale Hochhausbebauung für ein mögliches Regierungsviertel umsetzen (zu dieser Zeit gab es separatistische Bewegungen im Rheinland), zum anderen wollte er am Heumarkt einen ebenso monumentalen „Brückenkopf“ errichten, durch dessen Torbogen die geplante Ost-West-Achse (Deutzer Brücke über Neumarkt entlang der Aachener Straße bis Weiden) führte.
Wettbewerb zur Bebauung des Heumarkts, 1920. Vorne die damalige Deutzer Hängebrücke über den Rhein, links die alten Markthallen (heute Hotel).
Da man im Kölner Rathaus und auch auf Seiten des Erzbischofs Veränderungen an der Silhouette der Stadt in Bezug auf die Prominenz des Doms schon damals sehr skeptisch gegenüber stand, wurde keiner der beiden Pläne umgesetzt. Erst 1924 wurde in Köln das erste Haus gebaut, das auch nur annähernd die magische Marke von 50 Metern überschritt: Das expressionistische Hansa-Hochhaus am gleichnamigen Abschnitt der Kölner Ringe. Für kurze Zeit hatte Köln das höchste Hochhaus Europas. Obwohl die Diskussion um den sogenannten Brückenkopf immer wieder aufkam, wurden im weiteren Verlauf der 20er- und 30er Jahre keine weiteren Hochhäuser erbaut.
Die Nachkriegszeit
Nach dem Krieg übernahm der Straßburger Architekt Rudolf Schwarz die Generalplanung für den Wiederaufbau der zerstörten Stadt. Er sprach er sich für einen „behutsamen Umgang mit historischen Stadtstrukturen auf Grundlage des modernen Städtebaus“ aus. Um die Maßstäbe der geschichtsträchtigen Gebäude zu respektieren, wurden die Gebäudegrößen in ihrem direkten Umfeld teilweise auf drei Etagen beschränkt. Erst 1953 wurde mit dem Haus Gerling, der Konzernzentrale des Kölner Versicherungsunternehmens, ein 55 Meter hoher städtebaulicher Akzent gesetzt.
1968 übernahm Werner Baecker die Leitung des Hochbauamts. Nachdem seine Ideen einer Neugestaltung der Domplatte und Überbauung des Rheins im Bereich des Doms auf starke Ablehnung stießen, vertrat auch er die Ansicht, dass das historische Zentrum weitgehend frei von Hochhäusern bleiben sollte und das linksrheinische Rheinpanorama nicht beeinträchtigt werden dürfe. Nach dem Prinzip „Urbanität durch Verdichtung“ sollten aber an wichtigen Verkehrsknotenpunkten, sowie an den Ringstraßen und Achsen der Stadt „hochverdichtete Intensiv-Räume“ entstehen, die auch an Schnittstellen des ÖPNV liegen sollten, denn auch der Ausbau des Nahverkehrs und die Reduzierung von Autos im innerstädtischen Bereich war Baecker ein Anliegen. Die gleichmäßige Verteilung von mehreren Ballungsräumen „an wertvollen Landschaftsteilen“ über die gesamte Stadt erschien ihm ebenfalls wertvoller, als die „Frankfurter Lösung“, der Konzentration von Hochhäusern in der Innenstadt. Im Nachhinein betrachtet wurde Baeckers Plan jedoch nicht entschieden genug verfolgt, sodass die Anordnung der Cluster heute eher willkürlich erscheint. Dennoch wurden in seiner Amtszeit einige größere Projekte umgesetzt. So zum Beispiel das Herkules Haus, das Uni-Center, das Colonia Hochhaus und der Ringturm. Auch das DLF Sendezentrum und das mittlerweise abgerissene Deutsche-Welle-Hochhaus in Raderthal sowie der Allianz Wohnpark in Bayenthal gehören zum Verdichtungsplan. 1980 gab Baecker sein Amt ab. Teilweise verfolgte die Stadt seine Pläne noch weiter, wie man am Bau des Justizzentrums an der Luxemburger Straße von 1981 sehen kann. In den Folgejahren wurden sie dann aber komplett aufgegeben.
Der Streit um das UNESCO Welterbe „Kölner Dom“
Wie in fast allen deutschen Großstädten begann auch in Köln in den 1990er Jahren eine neue Hochhausdebatte. Da die Innenstadt nach wie vor in den Augen der Kölner Verwaltung eine „No-Build-Zone“ darstellt, wird überlegt, im rechtsrheinischen Deutz eine Konzentration von Hochhäusern von 100 bis 120 Metern Höhe entstehen zu lassen. Der damals geplante Ausbau des Deutzer Bahnhofs zum ICE Terminal, sollte der „Schäl Sick“ einen Wachstums- und Wirtschaftsschub geben.
Auch anderer Stelle wachsen Ende der 1990er Jahre in Köln abermals mehrere Türme in die Höhe. Angefangen vom eher niedrigen Ringkarree von Sir Norman Foster, ist es vor allem ein Gebäude, das die Skyline der Stadt nachhaltig verändern wird. 2001 wird der KölnTurm, der im an eine italienische Piazza angelehnten Ensemble des Mediaparks den Campanile symbolisiert, eröffnet.
In Deutz schritten die Planungen währenddessen voran. Der LVR sollte ein neues Hochhaus von Architekt Helmuth Jahn mit einer Höhe von 110 Metern erhalten. Am 5. Juli 2004 setzte die UNESCO den Kölner Dom auf die „Rote Liste von gefährdeten Weltkulturerbestätten“. Auf Druck von weiteren Organisationen und Gutachtern richtete die Stadt Köln 2005 eine 200ha große Pufferzone um den Dom ein. Die Pläne, ein „Kölsches Manhattan“ in Deutz zu errichten, sind damit geplatzt.
Die Situation heute
Ein Gebäude aus den Planungen konnte allerdings errichtet werden: Das 105 Meter hohe KölnTriangle direkt am Rhein. Mit den Kranhäusern im Rheinauhafen (2008), dem Wohnturm „Opal“ (2018) und zuletzt dem neuen Bürogebäude der Zurich Versicherung (2019) werden weiterhin Hochhäuser in Köln gebaut, denn die Premisse der 70er Jahre, durch Verdichtung im Zentrum das Problem des Wohnungsmangels in beliebten Lagen in den Griff zu bekommen, ist in Köln aktueller den je.
Der Ebertplatz
Der Hochhausring aus der Vogelperspektive
Der Hohenzollernring
Das Projekt STADTPLASTIK von Martin Bachem. | stadtplastik.de
Besonders erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang der Entwurf des Kölner Architekten Martin Bachem „STADTPLASTIK„, der als Lösung des Problems einen gläsernen Hochhausring entlang der Kölner Boulevards „Ringe“ vorschlägt. Ein gewagter, aber sehr ambitionierter Ansatz, durch konsequente Verdichtung im Innenstadtbereich Wohnraum zu schaffen, ohne die historischen Strukturen der Stadt zu zerstören. Momentan aktuellstes Vorhaben sind die sogenannten „2 Türme“. Direkt neben dem Colonius an der Inneren Kanalstraße gelegen, knüpfen sie wieder an Werner Baeckers Plan an. Allerdings – und wie könnte es anders sein – ist auch um ihre Errichtung schon wieder ein Streit im Rat der Stadt entbrannt, sodass das Projekt momentan auf Eis liegt …
Über sieben Brücken musst du gehen, wenn du innerhalb der Stadtgrenzen alle Kölner Rheinbrücken überqueren möchtest. Wie so viele Bauten in Köln, sind die heutigen Brücken aber keinesfalls die Ersten ihrer Art:
Die erste Brücke über den Rhein wurde bereits im Jahr 310 n.Chr. von den Römern etwas nördlich der Stelle gebaut, an der heute die Deutzer Brücke steht. Da sie unter Kaiser Konstantin gebaut wurde, ist sie auch unter dem Namen Konstantinbrücke, bzw. Konstantinische Brücke bekannt.
Sie war auf 19 Steinpfeilern errichtet, auf denen Holzbretter verlegt wurden und verband die damalige Stadt Colonia Agrippina mit dem Römerkastell Divitia, dem heutigen Stadtteil Deutz verband. Einige der Eichenpfähle aus dem Fundament findet man heute im Römisch-Germanischen Museum. Unklar ist, bis wann diese Brücke existierte. Es gibt Vermutungen, dass die Holzkonstruktion der Brücke nur knapp 100 Jahre bestand, andere Quellen besagen, dass die Brücke um 960 abgerissen worden sei und Teile von ihr zum Bau der Kirche St. Pantaleon verwendet wurden.
Fakt ist, dass es danach für lange Zeit keine feste Verbindung mehr über den Rhein gab. Lediglich mit Schiffen und Nachen (flache Kähne) konnte der Fluss überquert werden. Um 1700 wurde eine sogenannte Gierponte eingerichtet. Eine solche „fliegende Brücke“ war eine am Seil geführte Fähre, die, nur durch die Strömung angetrieben, zwischen den beiden Ufern pendelte. Da Kurköln sich zu dieser Zeit politisch eher Richtung Frankreich orientierte, standen eine Absicherung nach Osten, sowie auch finanzielle Interessen der Schifffahrt einem Bau einer neuen Brücke entgegen.
Erst unter den Preußen im Jahr 1822 sollte der Rhein wieder ohne Hilfe von Schiffen überquerbar sein. An der Stelle der alten Römerbrücke wurde eine Schiffsbrücke aus 42 Pontons mit aufliegender Fahrbahn errichtet. Sie wurde für den Schiffsverkehr zunächst drei mal täglich, später deutlich häufiger zur Passage geöffnet.
Im 19. Jahrhundert nahm der Eisenbahnverkehr dann schließlich so zu, dass man 1855 entschied, eine Eisenbahnbrücke über den Rhein zu bauen und das linksrheinische Köln an den Rest von Preußen anzubinden. 1859 wurde die Dombrücke errichtet. Sie war zwischen Basel und den Niederlanden die erste feste Brücke, die seit den Römern die beiden Ufer des Flusses verband. Auf direkter Höhe des Doms führte eine Fahrbahn auf südlicher- und Gleise auf der nördlichen Seite über den Rhein und machte sie sowohl für Kutschen, als auch für Züge nutzbar. Auf beiden Seiten hatte sie verschließbare Tore, was ihr im Volksmund den Namen „Muusfall“, Mausefalle gab.
Kölner „Dombrücke“, circa 1890
1888 wurde zwischen der damals noch eigenständigen Stadt Mülheim und dem gerade nach Köln eingemeindeten Stadtteil Riehl eine weitere Pontonbrücke errichtet.
1894 wurde der neue Hauptbahnhof neben dem Dom eröffnet und schon bald überstieg die Anzahl der neuen Zugverbindungen die Kapazität der Dombrücke. 1907 begann man mit den Arbeiten an einer neuen Brücke an gleicher Stelle. Zwischen 1908 und 1910 wurde die Dombrücke zeitgleich zu den Bauarbeiten der neuen Brücke stückweise zurückgebaut, bis dass die Hohenzollernbrücke an ihrer Stelle 1911 eröffnet wurde.
Bereits 1910 wurde ein paar Kilometer Rheinaufwärts die Südbrücke, eine reine Eisenbahnbrücke eröffnet. Diese sollte allerdings ausschließlich dem Güterverkehr dienen.
1915 wurde dann die erste Straßenbrücke errichtet. Zwischen der Altstadt und Deutz ersetzte die Deutzer Kettenhängebrücke die Pontonschiffsbrücke (Cover-Bild). 1935 wurde sie in Hindenburg-Brücke umbenannt.
Bei der Eingemeindung der Stadt Mülheim 1914, verpflichtete sich Köln zum Bau einer festen Brücke. Erster Weltkrieg und Weltwirtschaftskrise erlaubten den Bau allerdings erst 1927. 1929 wurde dann die erste moderne Brücke über den Rhein erbaut. Neu war, dass auf ihr nicht nur Autos, sondern auch die Straßenbahn fuhr. Vor allem war aber die Mülheimer Brücke die erste, die im „Kölner Grün“ gestrichen wurde.
Das heute so berühmte Chromoxidgrün wurde 1929 auf Wunsch von Konrad Adenauer von der Bayer AG angemischt. Original Farbplatten lagern heute noch im Amt für Brücken- und Straßenbau im Dunkeln gelagert, sodass eine Neuanmischung jederzeit möglich ist.
1941 wurde mit der Rodenkirchener Brücke die erste Autobahnbrücke über den Rhein gebaut.
Im zweiten Weltkrieg wurden alle Kölner Brücken zerstört. Die Mülheimer Brücke, die Südbrücke und zuletzt die Rodenkirchener Brücke wurden von Bomben getroffen. Die Hohenzollernbrücke wurde 1945 von der Wehrmacht gesprengt. Die Hindenburgbrücke versuchte man nach einem Bombentreffer noch zu reparieren. Während sie von Geflüchteten und Militärfahrzeugen stark benutzt wurde, stürzte sie am 28. Februar 1945 jedoch plötzlich ein und riss zahlreiche Menschen in den Tod. Die Anzahl der bei diesem Unglück Verstorbenen, ist bis heute ungeklärt. Ein Kettenglied an der Auffahrt zu heutigen Deutzer Brücke erinnert an die Toten.
24. April 1945: Die zerstörten Brücken im Rhein vor der ausgebombten Stadt.
Bereits 1946 begann man mit dem Wiederaufbau der Brücken. Die Deutzer Brücke wurde schon 1948 in ihrer heutigen Form – nur schmaler – eröffnet. Die Südbrücke und die Hohenzollernbrücke wurden zunächst provisorisch wieder aufgebaut und in den 1950er Jahren vervollständigt, Bei der Mülheimer und der Rodenkirchener Brücke entschied man sich für einen Neubau, der aber die Form der alten Brücke behalten sollte.
1959 wurde die Severinsbrücke als erste Nachkriegsbrücke eröffnet. 1966 folgte dann die Zoobrücke.
Heutige Brücken im Kölner Stadtplan. Von Nord nach Süd: Mülheimer Brücke, Zoobrücke, Hohenzollernbrücke, Deutzer Brücke, Severinsbrücke, Südbrücke, Rodenkirchener Brücke
Aktuell (Stand 2020) wird die berüchtigte Leverkusener Brücke als achte Brücke neu gebaut. Diese befindet sich jedoch nur zur Hälfte auf Stadtgebiet und wird daher offiziell nicht gezählt. Im Kölner Süden soll eine neue Autobahnbrücke bei Godorf, sowie eine Straßenbahntrasse über den Rhein errichtet werden.
Seit Beginn der Frühindustrialisierung in Deutschland, 1815, erlebte Köln eine regelrechte Bevölkerungsexplosion. Bis 1852 verdoppelte sich die Einwohnerzahl von 48.000 auf 96.500. Die preußische Militärverwaltung verordnete allerdings, dass der Wohnbereich nicht über das Gebiet innerhalb der mittelalterlichen Stadtmauern hinauswachsen durfte. Zusätzlich beanspruchte das Militär ein 1km freies Schussfeld vor den preußischen Befestigungen, die 500m vor der alten Stadtmauer angelegt wurden. Diese Gegebenheit führte bald dazu, dass die Bevölkerungsdichte Kölns mit fast 36.000 Einwohnern pro km2 vier mal höher als in London oder Berlin war. Die Stadt platze aus allen Nähten. Zähe Verhandlungen der Stadt mit den Preußen über die katastrophalen hygienischen und sozialen Bedingungen, letztendlich aber die Entwicklung von Geschützen mit immer größerer Reichweite und Sprengkraft, ließen die Preußen nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/1871 einen weiteren, größeren Befestigungsring um die Stadt anlegen. Somit konnte auch die dringend notwendige Erweiterung der Stadt außerhalb der alten Mauern in Form einer Neustadt geschaffen werden.
In den Jahren 1872 bis 1880 enstand ein gigantischer neudeutscher äußerer Festungsring mit 42,5 km Länge auf beiden Seiten des Rheins in 6 bis 8 km Entfernung um den Dom herum. Die bis 1888 eigenständigen linksrheinischen Vorstädte Bayenthal, Sülz, Lindenthal, Ehrenfeld und Nippes wurden ebenso wie die rechtsrheinisch gelegenen Städte Mülheim, Kalk, Poll und Deutz mit eingeschlossen. Somit wurde Köln zur größten Festung des Deutschen Kaiserreichs.
Lage der Forts und Zwischenwerke im heutigen Stadtplan von Köln. Vollständig erhaltene, oder teilweise sichtbare Bauten sind farbig markiert.
Der detachierte Befestigungsring bestand aus insgesamt 12 großen Forts. Da die Entfernung zwischen den einzelnen Bauwerken mehr als 3km betrug, wurden zwischen den einzelnen Forts 23 kleinere sog. Zwischenwerke errichtet und zusätzlich Teile des Inneren Festungsrings integriert. Wie auch schon dort wurden auch beim Äußeren Festungsring die Hauptwerke mit römischen Ziffern versehen, die kleineren Forts erhielten zusätzlich einen Buchstaben. Die einzelnen Anlagen waren mit einem Fernsprechsystem untereinander verbunden.
Schon 1886, nur sechs Jahre nach Fertigstellung, machten Neuentwicklungen in der Artillerie den Befestigungsring abermals obsolet. Der Grund dafür lag in der Einführung von Granaten mit Zeitzündern, die sich bei einem Treffer tief in das Erdreich bohrten und dann erst explodierten. Die Kombination aus Ziegeln und Erdwällen bot gegen eine solche Bedrohung keinerlei Schutz und sie musste mit Sandpolstern und Beton weiter verstärkt werden.
Nach dem Ersten Weltkrieg, den die Festungen größtenteils unbeschadet überstanden, wurde Deutschland 1920 laut dem Versailler Vertrag demilitarisiert und alle Festungen am Rhein mussten gesprengt werden. Konrad Adenauer konnte als damaliger Oberbürgermeister der Stadt Köln einige Forts sowohl im Inneren- als auch im Äußeren Festungsring vor der Zerstörung bewahren, indem er im Bereich der gesamten Befestigungsanlagen den Inneren und Äußeren Grüngürtel planen und die Forts und Zwischenwerke in die großflächigen Parkanlagen integrierten ließ.
Decksteiner Weiher und Geißbockheim. (Foto: Marco Verch)
Während der Nazi-Zeit wurden einige Forts als Zwangsarbeiterlager benutzt. Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Festungen sowohl militärisch als Flakstellung oder Bombenlager, später als Notunterkunft verwendet. Durch die zunehmende Verwahrlosung nach Kriegsende wurden einige Anlagen in den 1950er und 1960er Jahren gesprengt.
Bis heute haben sich Forts und Zwischenwerke entlang der Militärringstraße erhalten. Einige sind in erstaunlich gutem Zustand und werden vom Kölner Festungsmuseum, von Vereinen, sozialen Einrichtungen und als Ateliers genutzt. Einige sind durch ihre Umnutzung heute nicht mehr als Forts zu identifizieren. Andere wurden verschlossen und dienen Fledermäusen als Habitat. Wieder andere sind nur noch als Anomalie in der Landschaft zu erkennen, wenn aus nicht offensichtlichen Gründen einige Hügel oder Kuhlen im sonst flachen Gelände auftauchen. Ein zweiter Blick lohnt sich oftmals. Nehmt also euer Fahrrad und erkundet den Kölner Grüngürtel, um auf erstaunliche Überreste einer vergangen Zeit zu stoßen.
Nach dem Ende der napoleonischen Kriege wurde das seit 1794 französische Köln zusammen mit dem restlichen Rheinland auf dem Wiener Kongress Preußen zugeteilt.
Es entstand der Plan, die mittelalterliche Stadtbefestigung zu modernisieren und auszubauen. König Friedrich Wilhelm III. bestimmte dann, dass die Rheinlinie des Königreichs durch Forts verstärkt werden solle.
Napoleon Bonaparte | Friedrich Wilhelm III.
11 Forts sollten 500m vor der alten Stadtmauer errichtet werden. Aus Kostengründen wurden jedoch zwischen 1816 und 1825 zunächst nur fünf Befestigungsanlagen errichtet. Erst in einer zweiten Bauphase von 1830 bis 1834 wurden die Anlagen um die noch fehlenden sechs Forts ergänzt und einige Pulvermagazine zu Lünetten umgebaut. 1882 wurde aufgrund der aufkommenden Sprenggranaten, denen klassische Festungsanlagen nicht widerstehen konnten, ein zweiter Festungsring als notwendig erachtet. Der innere Festungsring wurde zum Teil in die neue Befestigung integriert, nicht weiter benötigte Forts an die Stadt Köln verkauft und, wie zum Beispiel das Fort IV, zu Ausflugszielen umgebaut, oder aber geschleift.
Jakob Scheiner: Köln aus der Vogelschau, 1886
Nach dem ersten Weltkrieg sahen die Versailler Verträge den Abriss aller Befestigungsanlagen auf beiden Seiten des Rheins vor. Bereits 1912 fand eine Umnutzung von Fort X zu Wohnungen statt. Weitere Anlagen wurden auf Bestreben des damaligen Oberbürgermeisters, Konrad Adenauer, zu Parks deklariert und vom Gartenarchitekten, Fritz Encke, im Verlauf der 1920er Jahre im Rahmen von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen zu Grünanlagen ausgebaut. Vom inneren Festungsring sind heute noch die Forts I, IV, V, X und in Teilen die Reste der Lunette III im Volksgarten und des rechtsrheinischen Forts XIII in Deutz erhalten.
Die Parkanlagen von Encke sind oftmals noch erhalten und wurden um großartige Spielplätze ergänzt. Die erhaltenen Gebäude werden von Vereinen, oder als Künstlerateliers genutzt. Kölns Innerer Festungsring wird, ganz wie es die Erbauer wollten, leicht übersehen, doch lohnt es sich, ihn zu entdecken.
Ungefähre Lage der Forts und Lünetten im heutigen Stadtplan von Köln. Die noch erhaltenen Bauten sind farbig gekennzeichnet.
Köln wuchs auch nach dem Abzug der Römer im 5. Jahrhundert, im Gegensatz zu vielen anderen römischen Gründungen, kontinuierlich weiter und blieb bis in das späte Mittelalter hinein, die größte Stadt im römisch-deutschen Reich. Gemeinsam mit Paris, Mailand und London war Köln eine der wichtigsten Handelsmetropolen Europas.
Holzschnitt aus der Schedel’schen Weltchronik, 1493
Der Salier, Heinrich IV., verlieh den Kölnern Anfang des 12. Jahrhunderts das Befestigungsrecht. Bisher schützten lediglich Wallanlagen die reiche Stadt. 1180 begannen die Bürger – zunächst gegen den Willen des Fürstbischofs – mit dem Bau der großen Stadtmauer, die Köln zur mächtigsten Festungsstadt nördlich der Alpen machte. Bereits 1259 wurde die Mauer, die sich halbkreisförmig um den Bereich der dritten Kölner Stadterweiterung zieht, vollendet. Sie war 9km lang und besaß 12 Stadttore, eine Zahl, die die Kölner bewusst wählten um ihre enge Verbundenheit mit der Stadt Jerusalem, deren Mauern ebenfalls 12 Tore besaß, zu symbolisieren. Außer den großen Stadttoren gab es noch 52 Wehrtürme, die zeitgleich als Windmühle dienten und zahlreiche Pforten. Im 16. Jahrhundert wurde die Stadtmauer dann noch einmal durch Vorhöfe und Erweiterungen befestigt.
Historische Ansicht der Stadt Köln von Georg Braun und Frans Hogenberg, 16. Jahrhundert
Am 11. Juni des Jahres 1881 begann man mit der Sprengung der Stadtmauer und die vierte Erweiterung der Stadt nahm ihren Anfang. Ob die Sprengung wirklich nötig war, oder man den Bau einer Neustadt einfach außerhalb der Stadtmauer hätte ausführen können, ist umstritten. Heute sind noch vier Stadttore und mehrere Türme und Teilstücke erhalten, die man bei einem Spaziergang entlang der, nach den alten Wällen benannten, Straßenzügen, erkunden kann. Besonders bemerkenswert ist dabei, dass die Stadttore und Mauerreste im heutigen Stadtbild weniger museal, als vielmehr als organischer Teil der Stadt wirken. Sie wurden mehrfach umgebaut und werden bis heute genutzt. Teilweise als Festsäle, als Sitz einiger traditionsreicher Kölner Karnevalsgesellschaften oder als Proberäume einer Musikschule. Köln nutzt sein historisches Erbe weiterhin und am Beispiel der Hahnentorburg am Rudolfplatz sieht man, dass der Umbau, die Integration in das moderne Stadtbild und der Erhalt durch Weiternutzung auch in Zukunft nicht aufhören wird.
Ursprünglicher Verlauf der mittelalterlichen Stadtbefestigung. Erhaltene Teile sind in blau gekennzeichnet.
Hier gibt es noch mehr Informationen zur Stadtmauer, zum Kölner Stadtbild im Mittelalter und natürlich zu Köln:
Die Stadt Köln kann auf eine über 2000-jährige Geschichte zurückblicken. Bereits im Jahr 19 v. Chr. gründete der westgermanische-keltische Stamm der Ubier auf einem Hügel am Rhein ihre Siedlung, die von den Römern OPPIDUM UBIORUM genannt wurde. Um das Jahr 7 n. Chr. siedelten sich auch die Römer im Oppidum der verbündeten Ubier an und begannen, die Stadt auszubauen.
Im Jahr 50 n. Chr. wurde die Stadt offiziell zur römischen Colonia erhoben. Die COLONIA CLAUDIA ARA AGRIPPINENSIUM oder kurz C.C.A.A. war geboren.
Rekonstruktion der C.C.A.A im 2. Jhdt. n. Chr. (Bild: N. v. Kospoth)
Im Jahr 100 n. Chr. begann man, die Stadt zu befestigen, welche kurze Zeit später bereits die größte Stadt nördlich der Alpen und Hauptstadt der römischen Provinz GERMANIA INFERIOR wurde.
Heute sind von der ursprünglich 3911m langen und ursprünglich 8m hohen Stadtbefestigung mit insgesamt 12 Toren und 52 Wehrtürmen noch 700m erhalten. Das macht die Kölner Römermauer zur besterhaltenen antiken Stadtmauer nördlich der Alpen.
Lage der römischen Stadtmauer über dem Stadtplan des heutigen Köln. Erhaltene Fragmente in rot gekennzeichnet.
Manchmal muss man die Überreste suchen, um sie zu finden, denn die Stadt ist seit den Ubiern kontinuierlich besiedelt und viele der römischen Bauwerke wurden entweder umgebaut, oder als „Steinbruch“ für neue Bauten benutzt. So findet man heute Überreste der Römermauer in Fundamenten von wesentlich neueren Gebäuden, oder an so ungewöhnlichen Orten, wie einem Parkhaus.