Im Untergrund
Kölner U-Bahn-Stationen

In Köln gibt es zur Zeit 205 Stadtbahn-Haltestellen. Davon sind 40 als U-Bahnhöfe unterirdisch angelegt. Anders als in vielen anderen Städten sieht in Köln jede U-Bahn Station anders aus. So kann man sich als Fahrgast nicht nur besser orientieren, sondern auch noch für den Preis eines Tickets auf Entdeckungstour gehen. Für jede Haltestelle wurde ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben. Viele sind sogar von Künstlern gestaltet worden, einige haben einen unmittelbaren Bezug zu ihrer Umgebung, andere birgen Geheimnisse aus einer vergangenen Zeit. stadtflimmern hat sich ein Wochenticket der KVB gekauft, zieht sich den Mund- und Nasenschutz an und nimmt euch in den kommenden zwei Wochen mit in den Untergrund auf eine Reise durch die Kölner U-Bahn Stationen.

Die Geschichte der U-Bahn in Köln

Bereits 1902 gab es in Köln Überlegungen zum Bau einer Untergrundbahn im ehemaligen Wallgraben um die Kölner Neustadt. 1910–12 griff man das Thema durch weitere Überlegungen und Planungen zum Bau einer U-Bahn im Stadtgebiet wieder auf. Aufgrund des Ersten Weltkriegs und seinen Nachwirkungen der Weltwirtschaftskrise wurden diese Pläne aber nicht weiter verfolgt. Stattdessen hatte Köln bis zum Zweiten Weltkrieg ein sehr engmaschiges Straßenbahnnetz.
Nachdem die Stadt im Krieg zu 95% zerstört wurde, baute man das Netz aber nicht, bzw. nur sehr unzureichend wieder auf. Zum einen lag das am Wiederaufbauplan, der das Auto als Fortbewegungsmittel der Zukunft sah, zum anderen sah man die vielen engen Straßen der Stadt als nicht geeignet für einen modernen Straßenbahnbetrieb.
Die damalige Situation, die nicht vorsah, dass das Land oder der Bund die Städte beim Bau von ÖPNV finanziell unterstützen, trug letztendlich zur Entscheidung bei, einen Mischbetrieb zwischen U- und Straßenbahn einzurichten. Der Name, den auch Düsseldorf, Duisburg, Bonn und Hannover bis heute führen, war Stadtbahn. Dieser setzte sich allerdings in Köln nie durch und so fahren die Kölner schlicht „mit der Bahn“ oder „mit der KVB“.
Das Mischsystem war aber im Untergrund nicht wie eine klassische U-Bahn ausgelegt, sondern stellte ein unter die Straße verlegtes Straßenbahnnetz dar. Das erklärt, warum die Abstände zwischen den einzelnen Haltestellen so kurz sind.
Der erste unterirdische Stadtbahnabschnitt wurde nach 5 jähriger Bauzeit 1968  mit rund 1,4 Kilometern Länge zwischen den Stationen Appellhofplatz/Zeughaus und Dom/Hauptbahnhof eröffnet. Die Stammstrecke wurde vom Apellhofplatz/Breite Straße unterirdisch über Neumarkt und Poststraße zu den Haltestellen Barbarossaplatz und Severinstraße geführt, wo die Bahnen wieder an die Oberfläche kamen. 

Kölner Straßenbahnnetz 1960, Ausgangslage für den Bau der Stadtbahn. (Grafik: Qualle CC BY-SA)

Weil die Finanzierung nicht vollständig geklärt war, haben die Planer auf einen Gesamtentwurf des Netzes verzichtet. Stattdessen werden bis heute jeweils dort Tunnel gebaut, wo der Bedarf nach Entlastung der Straßen am größten ist. So wurde, zum Beispiel, zunächst der neu entstandene Stadtteil Chorweiler 1973 mit zwei U-Bahn-Stationen an das Stadtbahnnetz angebunden.
Später wurde die Neusser Straße in Nippes untertunnelt, der nördliche Ringbahnabschnitt gebaut und 1976 die erste rechtsrheinische Untergrundstrecke zwischen Höhenberg Frankfurter Straße und Fuldaer Straße eröffnet. Bis 1981 war die gesamte Untertunnelung im rechtsrheinischen Deutz und Kalk abgeschlossen. Im weiteren Verlauf der 1980er Jahre wurde der südliche Ringbahnabschnitt eröffnet und die Venloer Straße zunächst bis zum Gürtel, bis 1992 dann bis nach Bocklemünd untertunnelt.
Der Bahnhof Mülheim wurde mit dem Wiener Platz 1997 durch einen Tunnel verbunden, in diesem Zusammenhang wurde auch der Wiener Platz vollständig umgestaltet.

Die Nord-Süd-Stadtbahn

2004 begannen die Arbeiten an der Nord-Süd Stadtbahn. Während der ersten Baustufe wurden zwei eingleisige, parallel verlaufende Tunnelröhren vom Breslauer Platz am Hauptbahnhof quer durch die Alt- und Innenstadt bis zur Marktstraße im Kölner Süden gegraben. Die drei sogenannten Schildvortriebsbagger, die die Tunnelröhren gruben, wurden nach den „dicken Mädchen“ aus einem Lied der Höhner benannt. 2007 wurden diese Bohrarbeiten erfolgreich abgeschlossen.
Entlang der Strecke der Nord-Süd-Stadtbahn wurden die sieben unterirdischen Haltestellen Breslauer Platz, Rathaus, Heumarkt, Severinstraße, Kartäuserhof, Chlodwigplatz und Bonner Wall errichtet.

Am 3. März 2009 kam es zum Einsturz des Stadtarchivs: Bei Bauarbeiten am Waidmarkt, wo ein „Gleiswechselbauwerk“ für die Nord-Süd-Stadtbahn entstehen sollte, brachen große Mengen Wasser und Erdreich in die Baugrube ein. In der Folge stürzten das benachbarte Historische Stadtarchiv sowie zwei angrenzende Wohngebäude ein. Zwei Menschen kamen dadurch zu Tode. Zudem wurden große Teile der Archivbestände verschüttet. Dass diese Katastrophe jedoch kein Unfall war, sondern systematischer Pfusch am Bau dahinter steckt, wurde im Laufe der immer noch andauernden Ermittlungen mehrfach deutlich. Bei etlichen Schlitzwänden wurde deutlich weniger Beton verbaut als die Protokolle dies vorgeben. Auch vom Diebstahl von Stahlträgern war die Rede. Letztendlich wurde bis heute nur ein einziger Verantwortlicher auf mittlerer Ebene zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Eine endgültige Ursache für den Einsturz wird man wohl nicht finden. Den finanziellen Schaden wird die Stadt Köln nicht ersetzt bekommen, vom Verlust zweier Menschenleben und dem historischen Verlust einiger nicht mehr zu rettenden Archivalien ganz zu schweigen
Dennoch hält man am Weiterbau fest. So hat man die fertiggestellten Haltestellen in der Altstadt durch die Verlängerung der Linie 5 angeschlossen, im Süden hat man die Rheintrasse der Linie 16/17 durch eine unterirdische Abzweigung an den südlichen Tunnelabschnitt angebunden.
Wann die beiden Tunnelabschnitte am Waidmarkt zusammengefügt werden können ist momentan unklar. Man geht frühestens von einer Inbetriebnahme der U-Bahn im Jahr 2029, also ein Vierteljahrhundert nach Baubeginn, aus.

Das historische Stadtarchiv kurz nach dem Einsturz am 3. März 2009. / Foto: Frank Domahs CC BY-SA

Die Zukunft

Da die Stadt Köln sich vom Ideal einer autogerechten Stadt abkehren möchte, wird konsequent ein weiterer Ausbau der Stadtbahn verfolgt. Einige Strecken werden oberirdisch den Süden Kölns und viele rechtsrheinische Stadtteile besser an das bestehende Netz anbinden, im stark verkehrsbelasteten Gebiet innerhalb der Inneren Kanalstraße wird eine weitere Untertunnelung geplant. Der Ost-West Tunnel soll vom Aachener Weiher entlang der Aachener Straße über Neumarkt bis zum Heumarkt laufen und dort an die Nord-Süd Bahn angeschlossen werden. Eine überdimensional wirkende Verteilerebene ist hierfür schon eingerichtet worden.

Auch in Deutz gibt es bereits Haltestellen, die für einen zukünftigen Ausbau der Ringtunnelstrecke vorgesehen sind. Dass diese Geisterbahnhöfe jedoch in naher Zukunft angebunden werden, ist sehr unwahrscheinlich.

Foto: Nonesense1, CC BY-SA

Von der ältesten U-Bahnstation bis hin zur Neuesten. Von der Nüchternsten bis hin zur Buntesten. stadtflimmern entdeckt mit euch den Kölner Untergrund.

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Die Dokumentationsstätte Kalter Krieg ist ein Verein, der die Kölner Geschichte bewahrt und vermittelt. Alle Mitglieder arbeiten ehrenamtlich. Damit niemand aus finanziellen Gründen ausgeschlossen wird, sind alle Führungen kostenlos. stadtflimmern möchte euch auf die Möglichkeit hinweisen, den Verein mit einer Spende zu unterstützen. Alle Informationen findet ihr auf der Homepage

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